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"Korpus englisch" - Kommentar zu Testbericht



Hallo Zusammen,

gerade hatte ich Euch mit separater Mail den in der aktuellen Ausgabe der CT
veroeffentlichten Testbericht zur "Korpus englisch" der Stiftung
Blindenanstalt Frankfurt zur Kenntnis gebracht. Meine Kollegin, Anne
Schwindling und ich, sahen uns als Mitarbeiter der
Informationswissenschaftlichen Projekte der SBA veranlasst, sowohl der
CT-Redaktion als auch dem Autor selbst einen Kommentar auf den oben
bezeichneten Testbericht zuzusenden. Nachfolgend der vollstaendige Wortlaut.








C'T
Leserforum
Artikel 15/98 (TS)
ts_bEi_ct.heise.de
ct_bEi_ct.heise.de
PF 77 71 14

30821 Garbsen

Frankfurt, 24.07.98


Kommentar S. 131- 132 Platz da! C`T 15/98 Autor: (TS)
Software fuer Blinde - KORPUS-englisch

Sehr geehrte C`T Redaktion,
sehr geehrter Herr Dr. Schult,

mit Interesse haben wir Ihre Beurteilung ( C`T 15/98) zur CD-ROM KORPUS
-englisch gelesen.

Gefreut hat uns dabei besonders, dass in Ihrer Zeitschrift ein
Softwareprodukt fuer blinde und sehbehinderte Menschen Beachtung fand.

Mit Verwunderung haben wir aber Ihre Kritik am Datenmaterial aufgenommen. In
Ihrer Oktoberausgabe `97 (auf S. 209) wird Webster's Collegiate Dictionary
and Thesaurus inhaltlich sehr gut beurteilt, wir zitieren:
aeDass die zehnte Auflage des Collegiate Dictionary nur ein knappes Viertel
des Umfanges des monumentalen Webster III von 1961 hat, darf nicht ueber
ihre tatsaechliche Maechtigkeit hinwegtaeuschen. Waehrend man sich streiten
kann, ob die Worterlaeuterungen nun elegant oder gesetzt formuliert sind,
haben sie auf jeden Fall ihren unverwechselbaren Stil und sind in der Regel
verstaendlich und praezise..."... und weiter aewer sein Woerterbuch
hauptsaechlich fuer das Verfassen englischer Texte nutzt, wird sich ueber
den ausfuehrlichen Thesaurus freuen." Vielleicht ist es Ihnen entgangen,
dass es sich bei KORPUS englisch um eben diese Datensubstanz handelt und
dazu noch die Cambridge Encyclopedia beigefuegt wurde; deren Groesse von
neun Megabyte mehr Rueckschluesse auf die geniale Datenkompression durch AND
(man erinnere sich noch an die PLZ auf einer Diskette!) als auf die
Maechtigkeit des Lexikons zulassen.

Bezueglich der Suchoptionen sind wir durchaus Ihren Meinung und haetten uns
zumindest auch die Verwendung von bool`schen Operatoren gewuenscht. Dank
Ihrer Kritik werden wir versuchen, bei einer naechsten Produktion diese
Option ebenfalls zu verwirklichen.

Dass die Benutzungsoberflaeche fuer Sehende nicht so komfortabel ist - wir
haben bewusst auf Ikons und sonstigen Informationsballast verzichtet - liegt
in den besonderen Beduerfnissen unserer Nutzer/innengruppe, deshalb ist
diese Kritik eher eine Bestaetigung unserer Zielsetzung. Unsere Oberflaeche
ist eben abgestimmt auf die Hilfsmittel der blinden und sehbehinderten
Kunden und Kundinnen, sprich Braillezeile, Sprachausgabe, Grossschrift.

Das bedeutet:

bei einzeiliger Informationsaufnahme ueber die Braillezeile - die eindeutige
Fokussierung des Cursor in allen Fenstern, um die blinden Nutzer/innen
direkt an die relevante Information zu leiten,
die Aufloesung alle Sonderzeichen - die ueber den ASCII Zeichensatz
hinausgehen. Sie wurden von uns entsprechend definiert und bezeichnet, damit
sie ueber Sprachausgaben und Braillezeile erkennbar sind,
farbige und mit Sonderzeichen versehene Links, die sowohl optisch als auch
haptisch und akustisch erfassbar sind,
akustische Unterstuetzung der Programmbewegungen, Variierung der
Schriftgroesse der Textdarstellung, etc.

Bilder gibt es uebrigens auch in unserer Anwendung - die wollten wir den
sehbehinderten Benutzer/innen nicht vorenthalten - hier haette ein
gruendlicher Blick ebenfalls (siehe C`T Okt. 97) das aeaardvark" auf dem
Bildschirm erscheinen lassen.

Es ist in der Tat richtig, dass unsere Produkte - da es sich um
Spezialanfertigungen fuer einen sehr kleinen Markt (ca. 1000 Kunden/innen)
handelt - mit den marktueblichen Preisen nicht standhalten koennen; das
wissen und bedauern wir sehr. Wir sind uebrigens eine gemeinnuetzige
Stiftung - also nicht profitorientiert, d.h. unsere Preise errechnen sich
aus den Selbstkosten und Vertrags- und Lizenzvorgaben.

Gerne wuerden wir bei dieser Gelegenheit anregen, auch in der C`T ein Forum
fuer blinde und sehbehinderte Computerbenutzer/innen zu schaffen. Dann
koennten solche Tests vielleicht von blinden Mitarbeiter/innen durchgefuehrt
werden. Das schafft Arbeitsplaetze, neue Kunden/innen und mehr Kompetenz in
diesem Bereich.

Wenn Sie daran Interesse haben, stehen wir Ihnen gerne beratend zur
Verfuegung.
Wir wuerden uns freuen, wenn Sie diese Anmerkung in Ihrem Leserforum
veroeffentlichen wuerden.

Mit den allerbesten Gruessen
STIFTUNG BLINDENANSTALT


Anne SchwindlingMartin Kirchner



Beste Gruesse - momentan aus FfM

Martin