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Re: Offener Brief an Bundeskanzler Schröder gegen nichtbehinderten Behindertenbeauftragten (fwd)



Hallo zusammen!

On Fri, 27 Nov 1998, Jens Bertrams wrote:

> Auf Anregung des BiGuB e. V. wurde in den letzten Tagen ein offener
> Brief an Bundeskanzler Schroeder verfasst, der sich gegen die Berufung
> eines nichtbehinderten Bundestagsabgeordneten zum
> Behindertenbeauftragten der Bundesregierung wendet.

Prinzipiell ja vielleicht verstaendlich. Aber welche Behinderung sollte
der gewuenschte Behindertenbeauftragte denn haben? Sollte er Rollifahrer
sein und sich fuer die Nullabsenkung aller Buergersteige an den
Strassenkreuzungen stark machen, oder sollte er blind sein und dafuer
kaempfen, dass ueberall gut tastbare Bordsteinkanten angelegt werden? Ich
vermute, dass ein Behindertenbeauftragter nicht automatisch dadurch besser
fuer dieses Amt geeignet ist, dass er gewisse Probleme aus eigener
Anschauung kennt, aber eben auch nur gewisse. 

Ich wuerde Herrn Haack nicht von vornherein abqualifizieren wollen,
solange ich noch gar nicht weiss, ob und wie er sich fuer unsere Belange
einsetzt. Irgendwie empfinde ich es auch als einen inneren Widerspruch,
wenn wir von einer Gesellschaft umfassendes Verstaendnis fuer unsere
Schwierigkeiten erwarten, aber einem, der diese Schwierigkeiten nicht
selbst hat, dieses Verstaendnis a priori absprechen. 

Wahrscheinlich geht es auch weniger um Faehigkeit oder Unfaehigkeit,
sondern eher um die Akzeptanz eines Beauftragten innerhalb seiner eigenen
Klientel. Das hiesse aber nur, unser Misstrauen gegenueber
Nichtbehinderten gebuehrend zu beruecksichtigen. Waere doch auch nicht so
gut, oder?

Und schliesslich sollte man mit Analogieschluessen wie dem Verweis auf die
Frauenbeauftragte grundsaetzlich aeusserst vorsichtig umgehen, denn dass
man zum Schutz ungeborenen Lebens nicht einen Embryo ins Parlament
entsenden kann, wird wohl niemand bezweifeln wollen. Solche Beispiele
fallen aber jedem automatisch ein, den ich durch Analogieschluesse zu
ueberzeugen versuche. Also lieber nicht so argumentieren, das kann so
leicht peinlich werden.

Die beste Methode sehe ich immer noch darin, dass wir durch positive
Beispiele Ueberzeugungsarbeit leisten. Nur, zugegeben, das kann
anstrengend sein.

Beste Gruesse
Eberhard