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Re: Definition



> Ich denke aber, wenn ich geburtsblind waere, wuerde ich die Tatsache,
> nie mit eigenem Auge Farben gesehen zu haben, nicht als Verlust empfinden.
> Da ich frueher - wenn auch mit Einschraenkungen - nur auf einem Auge
> gesehen habe, gehoert das eben zu meinem Leben dazu; und das moechte ich
> nicht missen.

Vielen Dank fuer Deine Antwort. Ich habe mir mal ueberlegt, wie man
einem Geburtsblinden Farben erklaeren koennte. Das kann ja nur ueber
Analogien gehen, die ueber den Hoer- oder Tastsinn laufen. Solche
Analogien oder Vergleiche sind meist nur bis zu einem gewissen Grade
richtig. Man spricht vom Farbton, was die Analogie von Farbe und
Tonhoehe nahelegt. Physikalisch sind Licht- und Schallwellen beide
durch ihre Wellenlaenge gekennzeichnet. Der Vergleich versagt, wenn man
tiefe Toene und langwelliges, das heisst rotes Licht gleichsetzt.
Lautstaerke und Helligkeit sind auch nur teilweise analog. Helligkeit
ist bis zu einer Schmerzgrenze angenehm, weshalb sich die gegenwaertigen
dunklen Wochen bei Sehenden etwas aufs Gemuet legen. Hohe Lautstaerke
hingegen ist nicht von sich auch mit angenehmen Empfindungen verbunden.
Unter Jugendlichen gibt es offensichtlich oder offenhoerlich Ausnahmen.
Zieht man den Tastsinn heran, lassen sich Farben vielleicht mit
Oberflaechen (rauh, glatt) oder mit Temperaturen vergleichen. Dieser
Vergleich versagt, wenn es um Farbkombinationen zum Beispiel bei der
Kleidung geht. Es gibt harmonische Farbkombinationen, aber nicht
harmonische Temperaturkombinationen ausser einem kuehlen Bier an
einem heissen Tag. Schwierig das Ganze. Unbestritten scheint mir,
dass am Sehen das Gehirn einen wesentliche Anteil hat, weshalb ich
bei den Implantaten Chancen nur fuer Spaeterblindete sehe. Gruss,
-- 
Wulf Alex, Universitaet Karlsruhe, Tel. 0721/608 - 2404, Fax 0721/693965
         http://www.ciw.uni-karlsruhe.de/mvm/personen/alex.html
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