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Re: Definition



Hallo Jens-Uwe, hallo Wulf,

Eure Ausfuehrungen fand ich sehr interessant, Ich Selbst bin mit 11
Jahren erblindet, das ist jetzt ueber 30 Jahre her. Das hat aber nichts
daran geaendert, dass ich mir unter Farben immer noch etwas vorstellen
kann. Das selbe gilt uebrigens auch z.B. fuer andere optische Eindruecke
wie etwa Landschaften. Auch ich habe mir schon Gedanken darueber
gemacht, wie man einem Geburtsblinden einen Eindruck von Farben geben
kann. Meine Gedanken gingen in die selbe Richtung, wie die Von Wulf.
Ich denke aber, dass diese Erklaerungsversuche nur sehr bedingt dazu
in der Lage sind, Farbe begreifbarer zu machen. Genauso ist es wohl auch
mit Landschaften. Ein Blinder kann einen Baum abtasten, einen Berg
besteigen, sich ins Gras setzen und er spuert die Sonne auf seinem
Gesicht. Aber hat er deshalb einen Eindruck von Landschaft?

Zurueck zum Thema Farbe. Nach wie vor traeume ich auch noch so, dass das
Sehen dabei eine wichtige Rolle spielt. Allerdings sind hierbei im
Laufe der Zeit die Farben buchstaeblich verblasst. Waehrend im
Wachzustand die Vorstellung von Farbe noch ungetruebt ist, klappt das
offensichtlich beim Traeumen immer weniger. Warum eigentlich?
Die Bemerkung von Jens-Uwe, dass manchmal das Hoeren Von Musik
Farbeindruecke bei ihm ausloest, kann ich bestaetigen. Auch ich verbinde
bestimmte Klangeindruecke oft mit Farben. Kurios ist bei mir uebrigens,
dass beim Einpraegen von Zahlen (Telefonnummern) die Farben eine
gewisse Rolle zu spielen scheinen. Das ist gerade so, als ob sich das
Gehirn die Farben hier zueigen macht, um Informationen besser abspeichern
zu koennen.

Ein aehnliches Problem wie die Geburtsblinden mit den Farben habe
ich uebrigens mit der Vorstellung vom raeumlichen Sehen. Da ich auch als
Kind nur auf einem Auge gesehen habe, kann ich mir darunter ebenfalls
nichts rechtes vorstellen. Ich habe zwar mit meinem Verstand begriffen,
um was es da geht, aber so richtig vorstellen kann ich mir das raeumliche
Sehen nicht.

Auch die Meinung, dass von Fortschritten in der Augenmedizin nur Blinde
profitieren koennen, die das Sehen schon einmal "gelernt" haben scheint
mir plausibel zu sein. Waehrend ich mir bei meinem einst sehenden Auge
ohne weiteres vorstellen koennte, durch irgend eine Operation morgen
wieder sehen zu koennen, erscheint mir das beim anderen Auge als
gaenzlich ausgeschlossen. Genauso wenig wie mein grosser Zeh scheint
dieses Auge fuers Sehen gemacht.

Viele Gruesse in die Runde
von Toni aus dem verschneiten Augsburg