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Re: Blindengerechtigkeit versus Rollstuhlgerechtigkeit



Hallo Andreas,
Hallo Lutz!
Hallo alle Leser(innen)!
Du hattest am Mi, dem 11.08.99 geschrieben:

> Gesendet: Mittwoch, 11. August 1999 14:03
> Betreff: Blindengerechtigkeit versus Rollstuhlgerechtigkeit
>
>
> > Die starke Lobby der Rollstuhlfahrer, auch schon vor Schaeuble, hat
> gezeigt, was
> > letztlich alles an Veraenderungen moeglich ist: kein oeffentliches Gebaeude,
> das
> > nicht rollstuhlgerecht ist (zumindestens auf dem Papier). Leider findet
> sich
> > z.B. in oertlichen Ratgebern fuer Behinderte zur behindertengerechten
> Austattung
> > alles ueber Rollstuhlgerechtigkeit, aber nichts zur Blindengerechtigkeit.
>
> nun ja, auf dem Papier ... ich kenne eine sehende Frau in HH, die seit
> kurzem durch die Spaetfolgen eines Sportunfalls ausserhalb ihrer Wohnung einen
> Rollstuhl benutzen muss. Fuer sie sieht es in Hamburg nicht gut aus, ich
> moechte sagen, schlechter wie fuer einen Blinden - zumindest in Hinsicht auf
> die Zugaenglichkeit z.B. von Verkehrsanlagen, Bussen, Bahnen. Sie hat mal
> Buch gefuehrt, wie oft z.B. die vorhandenen Rampen an Bussen defekt oder nur
> halb funktionierend sind. Viele Bahnhoefe sind ueberhaupt nicht zugaenglich.
> Und fast jede Kneipe in Hamburg, viele kleine Laeden usw. haben Stugen oder
> kleine Treppchen (Souterrain) vor der Tuer. Dinge, die mir als Blindem kaum
> aufgefallen sind ...
>
> hier ist m. . kein "Konkurrenzdenken" angbebracht, wenn die
> Rollstuhlfahrerverbaende lauter scrheien, tun sie es zurecht, denn auch fuer
> diese Leute ist die Umwelt weit davon entfernt behindertengerecht zu sein:
> Leben spielt sich schliesslich nicht in nur in oeffentlichen Gebaeuden ab.
Das stimmt so alles! Ich bin naemlich "blinde Rollifahrerin"!
Ich kenne die Problem von beiden Seiten, denn als ich noch alleine  
unterwegs sein konnte habe ich die Schwierigkeiten der Blinden und spaeter  
die der Rollifahrer kennen gelernt! Ein Aufrechnen dieser  
Verschiedenheiten finde ich auch schlecht, sondern die Behindertenverbaende  
sollten mehr miteinander fuer einander da sein, denn dann koennten wir alle,  
fuer Alle mehr erreichen!
Ich bin in der Behindertenbewegung taetig, aber glaubt es mir nur, ich  
versuche niemals gegen die Beduerfnisse "Anderer" zu handeln. Das waere  
schlecht!
Alle sind wir Menschen und sollten dem harterkaempften Zusatz des Artikel 3  
abs.3 des Grundgesetzes mit Leben zu erfuellen!
Das wuenscht sich von gqanzem Herzen:

Waltraud David>
> Schlimm ist es dann noch, wenn der sog. "Denkmalschutz" ins Spiel kommt.
> Der hat sogar verhindert, dass in einem Hamburger Schulgebaeude ein Aufhzug
> fuer Rollstuhlfahrer installiert werden durfte. Als ob Bauten wichtiger sind
> als Menschen - aber Kuenstler und Aestheten leben ja sowieso in einer Welt,
> die nicht die der Realitaet ist ...
>
> Diese Zeilen sollen nicht sagen "andere haben es ja noch viel schlimmer" -
> aber von der "behindertengerechten Umwelt" und vor allem der
> "behindertengerechten Denke" in der Gesellschaft sind wir wohl alle, egal,
> was ab ist oder nicht mehr funktioniert, gleich weit entfernt ...
>
> Gruss Andreas

Nur wer Sinn fuer "Unsinn" hat, kann auch Sinn fuer "Sinnliches" Enwickeln!  
(Eigen)

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