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Fw: Skandalöse Entscheidung!



Den folgenden Brief habe ich an die ARD gemailt:

-----Urspruengliche Nachricht-----
Von: Norbert Mueller <nmueller_bEi_stepnet.de>
An: zured_bEi_das-erste.de <zured_bEi_das-erste.de>
Datum: Dienstag, 21. Dezember 1999 11:48
Betreff: Skandaloese Entscheidung!


>Sehr geehrte Damen und Herren,
>
>soeben habe ich erfahren, dass der Film "Jenseits der Stille" heute Abend um
>20.15 Uhr bei der ARD nicht in seiner Hoerfilmfassung ausgestrahlt werden
>soll. Statt dessen wird der Film in Stereo gesendet.
>
>Es ist in der Tat eine unglueckliche - wenn auch voruebergehende - Loesung,
dass
>fuer die Audiodeskription der zweite Stereokanal genutzt werden muss. Es ist
>mir auch klar, dass hier die Interessen der verschiedenen Gruppen von
>Fernsehzuschauern kollidieren koennen; dennoch bin ich der Ansicht, dass hier
>von den Verantwortlichen der ARD eine gravierende Fehlentscheidung
getroffen
>werden sollte, die ich im freundlichsten Falle als "unueberlegt", aber
>ehrlicher als ruecksichtslos und kaltschnaeuzig empfinde!
>
>Ich will Ihnen das auch begruenden:
>
>1. Der Film "Jenseits der Stille" spricht eine Problematik an, die sich in
>aehnlicher Weise auch fuer viele Blinde und hochgradig Sehbehinderte Menschen
>stellt. Schon aus diesem Grunde hat unser Personenkreis an diesem Werk ein
>besonderes Interesse.
>
>2. Wie mir Freunde berichtet haben, die den Film kennen, ist dieser Film
>ohne Audiodeskription fuer blinde Menschen absolut ungeeignet, weil ja
>wesentliche dialoge ohne Sprache ablaufen und uns somit nicht zugaenglich
>sind. Die Entscheidung, den Film ohne Audiodeskription zu senden, ist also
>eine bewusste Ausgrenzung unseres Personenkreises.
>
>3. Sehende Menschen haben die Moeglichkeit, sich den Film in seiner vollen
>Stereofassung im Kino anzusehen oder auf Videocassetten zu beschaffen. Das
>Kino nuetzt uns in diesem Falle (s. 2.) aber nichts, und viele von uns
>besitzen keinen Videorecorder, so dass wir nicht einmal die
>Audiodeskriptionsfassung auf einer Videokassette nutzen koennten. - Ich
weise
>in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass es kaum Videorecorder gibt, die
>fuer uns bedienbar sind.
>
>4. Als oeffentlich-rechtliche Einrichtung ist die ARD allen Zuschauern
>verpflichtet, nicht nur denen, die alle Sinne benutzen koennen. Wieder
einmal
>sind es Sinnesbehinderte, deren Interessen ausser Acht gelassen werden.
>
>5. Die Audiodeskriptionsfassung von "Jenseits der Stille" wurde vom
>Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund finanziert. Eigentlich sollte
es
>nicht erforderlich sein, dass eine Selbsthilfegruppe Gelder fuer ein Angebot
>bereit stellt, das ins Aufgabengebiet Ihrer Sendeanstalten faellt. Um so
>empoerender ist es, wenn Sie sich dann noch entscheiden, unserem
>Personenkreis die aus unseren Mitteln finanzierte Fassung vorzuenthalten.
>
>Schon die Art und Weise, wie von der ARD bezueglich des Sendetermins
>verfahren wurde, war mehr als aergerlich: Der Film wurde angekuendigt, fiel
>wegen Fussball aus, sollte dann auf Ostern verschoben werden, tauchte
>ploetzlich doch im Programm dieser Woche auf, sollte in seiner
>Audiodeskriptionsfassung gesendet werden, das wurde kurzfristig abgesagt -
>Wenn man bedenkt, dass es fuer uns ohnehin schwieriger ist als fuer sehende
>Menschen, aktuelle Programminformationen zu beschaffen, dann kann man sich
>des Eindrucks nicht erwehren, dass man bei der ARD nur wenig bis ueberhaupt
>nicht ueber unsere Beduerfnisse nachdenkt.
>
>Schreiben Sie mir jetzt keinen Brief, in dem sie "um Verstaendnis" fuer Ihre
>Entscheidung bitten. Ich habe dieses Verstaendnis nicht und bin auch nicht
>bereit, Verstaendnis dafuer aufzubringen, dass man unsere Interessen mit Fuessen
>tritt. Ich bin eher bereit, Ihr Loblied so aus dem Wald herausschallen zu
>lassen, wie Sie es hineinrufen!
>
>
>Norbert Mueller
>
>