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Re: aus Encarta 98 - Zeichnen mit Pressspan



Hallo Forum,

die Diskussion zu diesem Thema rankt sich nur noch um Punktschrift.  
Dabei wird Christians Ausgangsgedanke beim Zeichnen fuer Blinde durchaus
angewandt.  Das Urbild dafuer bildet wohl das Pressspanzeichnen.

Wir benutzten dazu einen scharfen Griffel, einen spitzen Zirkel,
ca. 2 mm dicke Pressspanplatten - etwas groesser als Din-A4 -, Heft-
zwecken, duenne, etwa 4 cm lange und 2 mm dicke Naegelchen (Blechtekse),
eine Metallreissschiene - etwa 40 cm lang, 3 mm dick, 5 cm breit -,
ein Geodreieck mit aehnlichen Massen und aus aehnlichem Material, sowie
ein Zeichenbrett (aus Holz, ca. 45 *45 cm lang und breit, ca. 3 cm dick).
Wir hefteten den Pressspan auf dem Brett mit den Heftzwecken fest,
fixierten die Endpunkte der Linien, die gezeichnet werden sollten, mit
eingeschlagenen Blechteksen, richteten die Linien mit Geodreieck und
Reissschine aus, und krerbten dann mit dem Griffel die Linie in den
Pressspan ein.  Links und rechts des scharfen Schnittes entstanden
Aufwerfungen.  Zusammen bildeten sie eine tastbare Linie von weniger
als einem Millimeter Breite und hoechstens einem halben mm Hoehe.

Ehrlich gesagt: ich habe unter dieser Form des Zeichnens damals sehr
gelitten: die Reissschine und besonders das Geodreieck entglitten
meinen kleinen, schwaechlichen und ungeschickten Quartanerhaendchen und
fanden sich beim Nachbarn an, die Blechtekse entsprangen meinen
Fingern und entwichen ins Nirgendwo, und sowohl der Zirkel wie auch der
Griffel veruebten blutige Rache fuer meine staendige Fehlbedienung.

Fuer den Zeichenunterricht an Blindenschulen gibt es inzwischen eine
weniger leidvolle Alternative: die Zeichenfolie auf der Silikontafel.
Man fixiert dazu eine hauch duenne Plastikfolie auf einer Tafel aus
gummiartigem Kunststoff (Silikon).  Mit einem leeren Kugelschreiber
zeichnet man dann die Linien.  Das nachgiebige Plastik drueckt dabei die
Folie an der Stelle, wo gezeichnet wird, nach oben.

Wer aber die Technik "voll im Griff" hat, der kann mit Pressspan genauere
tastbare Zeichnungen herstellen als mit irgendeinem anderen Material.
Koennte man nicht einen Computer dazu bringen, den Stichel beim Kratzen
zu steuern?  So liessen sich doch Zeichnungen und Modelle erstellen,
die als Demonstrationsmaterialien im Geometrieunterricht gut zu nutzen
waeren.  Liebe Programmiererinnen und Programmierer in dieser Liste:
lasst uns doch einmal darueber nachdenken, wie wir die alte Technik
des Pressspanzeichnens mit neuer Computertechnologie moeglichst gut und
und mit meoglichst geringen Kosten fuer uns "wiederbeleben" koennen.

Herzliche Gruesse aus Magdeburg                              Arne Harder
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Dr. Arne Harder, Breiter Weg 256, D-39104 Magdeburg.
Tel. 0049-391-5411241.  E-Mail: harder_bEi_medizin.uni-magdeburg.de
WWW: http://www.med.uni-magdeburg.de/~harder