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Statistik: Blinde in der BRD?



Hallo, zusammen!
 
Hier mal wieder eine Meldung aus Magdeburg - diesmal ohne langen Frage-
bogen, aber mit einigen Fragen an die Statistik-Experten:
1. Wie viele Blinde gibt es wirklich in der BRD?
     Laut Bundesamt fuer Statistik waren es 1995 etwa 70.000. Norbert
   und Martin schrieben von 150.000. Woher habt Ihr die Werte?
2. Weiss jemand, wie viele Blinde (etwa!) regelmaessig selbstaendig
   Wege begehen?
     Ich habe mal was von 10% gehoert - das waeren laut Bundesamt etwa
   7000 und laut Martin bzw. Norbert mindestens 15.000 Personen.
3. Weiss jemand, von wie vielen Staedten der BRD es tastbare Plaene
   fuer Blinde gibt, und wo diese Zahl zitiert werden kann?
 
Warum ich das wissen will?
  An der Universitaet Magdeburg planen die Institute fuer Maschinenkon-
struktion, Informatik und Medizinische Psychologie ein Projekt mit dem
Titel "Aufgabenadaptierte Karten fuer Blinde". Es hat drei Ziele:
1. Auf Grundlage computerisierter Kartendaten (fuer Sehende) und mo-
   derner Technik (Fraesmaschinen, LOM-Maschine) sollen preiswert
   moeglichst aktuelle tastbare (taktile) Karten hergestellt werden.
2. Fuer verschiedene Aufgaben sollen verschiedene Typen taktiler Karten
   hergestellt werden. Jeder Kartentyp soll nur Information enthalten,
   die zum Loesen der speziellen Aufgabe noetig ist. Das ist mit
   "aufgabenadaptiert" gemeint.
     Beispiel: Sehende verwenden auf sehr komplizierten Strecken gern
   "Routenkarten". Diese Routenkarten zeigen einen Weg - die Route -
   gegenueber der Umgebung vergroessert und in staerkerem Detaills.
   Je naeher Umgebungsteile der Route liegen, desto groesser und desto
   detaillierter ihre Darstellung (und umgekehrt). Routenkarten koennten
   blinden Fussgaengern das Zurechtfinden auf Hauptrouten in einer Stadt
   erleichtern, weil sie nicht mehr Information enthalten als andere
   taktile Karten, diese Information aber genau die ist, die man zum
   Routenvinden vermutlich braucht: Details von der Route, grobe Info
   von der Umgebung, einen Detaillierungsgrad, der mit der Wahrschein-
   lichkeit des Verlaufens zunimmt.
3. Es soll herausgefunden werden, ob die neuen Kartentypen (2.), die mit
   den neuen Verfahren hergestellt wurden (1.) wirklich die Orientierung
   Blinder verbessern wie erwartet, ob also die unserer Meinung nach
   aufgabenadaptierten Karten auch aufgabenadaptiert sind.
     Dies nun ist mein Spezialgebiet.
 
Wozu brauche ich da die erbetenen zitierfaehigen Zahlen?
  Zahlen - je hoeher, je bisser - locken Geldgeber aus ihrer Reserve.
Fuer Ministerien wie das Bundes-Verkehrs-Ministerium ist es ein Unter-
schied, ib man sagen muss: "Hoechstens 7.000 Personen in der Bundes-
republik sind potentielle Nutzer der neuen aufgabenadaptierten taktilen
Karten", oder: "Mindestens 15.000 Personen koennen diese Karten kaum
erwarten." - man beachte die Ironie.
 
Und wem schickt der Arne den Brief da noch?
1. rainer_bEi_... = Rainer Michel, ein Kollege aus der Informatik, der mit
   das Projekt geplant hat.
2. hans_bEi_... = Dr. Hans Strasburger, ein Experte fuer Sehwahrnehmung. Er
   hat mich auf das Internet und seine Moeglichkeiten hingewiesen und
   ist - mindestens so sehr wie ich - daran interessiert, zu erfahren,
   wie Blinde das Internet nutzen.
In diesem Zusammenhang meochte ich an meine Umfrage erinnern. Den ent-
sprechenden File gibt's im Blinu-Archiv unter dem Namen "umfrage.txt".
Wer sie noch nicht beantwortet hatt, den bitte ich sehr, das zu tun.
Objektive Informationen ueber Art und Umfang der Internetnutzung von
Blinden und Sehbehinderten sollten in dieser Liste sehr gefragt sein,
und die koennte es geben, wenn Ihr alle mitmacht! Je mehr Antworten ich
habe, desto fassettenreicher wird das Bild. Denen, welche die Umfrage
schon beantwortet haben, moechte ich nochmal herzlich danken. Ich weiss:
mancher von Euch hat damit viele Stunden zugebracht!
 
Herzliche Gruesse und Danke fuer die Informationen           Arne Harder
 
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Institutional (dienstliche): Dr. Arne Harder, Institut fuer Medizinische
   Psychologie, Medizinische Fakultaet, Leipziger Strasse 44,
   D-39120 Magdeburg. Tel. 0049-391-67-13307.
   E-Mail: harder_bEi_medizin.uni-magdeburg.de