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Re: Sehprothesen lassen Blinde wieder sehen



Eberhard,
 
natuerlich habe ich bei der Weitergabe der Presseerklaerung ueber das
Forschungsprojekt von Zrenner und Kollegen mit meinem Kommentar nicht
ernsthaft gemeint, dass mit dieser Begruendung nun das Blindengeld
gestrichen wuerde. Ich hoffte mit meinem Nachsatz meine Ironie ausreichend
entschaerft zu haben. Aber wieder mal: Fettnaepfchen.
 
Ich persoenlich stehe solchen Forschungen skeptisch gegenueber und mache
mich gerne lustig darueber. Denn sie sind (zumindest auch) Ausdruck eines
mechanistischen, biologistischen Menschenbilds. Und insoweit sind sie
Ausdruck einer verkuerzten Menschensicht. Wer beim Blinden nur noch daran
denkt, dass der (oder die) aber nix sehen kann, der wird zu einem der
"hilflosen Helfer", mehr stoerend denn wirklich sinnvoll unterstuetzend wo
noetig. Das soll nicht heissen, dass ich im Sinn der "Normalisierung" jeden
Blinden gegen jeden moeglichen Baum laufen lasse. Und es gibt offensichtlich
grosse Unterschiede zwischen denen, die erblindet und denen, die blind
geboren sind. Ich darf doch aber von der Presseerklaerung der
Wissenschaftler selbst etwas Differenzierung erwarten? Dass die
Regenbogenpresse aus sowas immer gleich die endgueltige Abschaffung der
Blindheit (oder beim Cochlea Implant: der Gehoerlosigkeit) macht liegt nicht
nur an tumben Journalisten. Zu sehr auf Geldeinwerbung und Selbstdarstellung
fixierte Wissenschaftler haben einen Anteil daran. Und "unsere" Politiker
nehmen zur Zeit jeden Vorwand gerne entgegen das soziale Netz noch
loechriger zu machen. Das alles sollte mein ironischer Kommentar bedeuten.
 
Lieben Gruss,
Wolf-Dietrich Trenner