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Re: Kontakt mit Gehoerlosen im Netz
- Subject: Re: Kontakt mit Gehoerlosen im Netz
- From: Arne Harder <Arne.Harder_bEi_Medizin.Uni-Magdeburg.DE>
- Date: Mon, 04 May 1998 7:06:02 METDST
Mathias Haehnel schreibt am 01.05. zum Thema "Konatakt mit Gehoerlosen":
> Vor dem Hintergrund, dass unter konventioneller Kontaktform der eine ni
cht
> hoert, was der andere spricht, und umgekehrt der andere nicht sieht, wa
s
> sein Gegenueber zeigt, handelt es sich um enorme neue Chancen, die das
> Netz bietet, um Kommunikationsbarien zu ueberbruecken.
Hallo Mathias, hallo zusammen,
tatsaechlich koennte das Internet eine "Bruecke zwichen Blinden und
Gehoerlosen" bilden. In Giessen - an der Uni - waren in der Behinderten-
initiative um 1988 noch vier Schwerhoerige vertreten. Einer davon
hoerte praktisch gar nichts. Ausserdem waren dort sechs Seh-
geschaedigte. Die Kommunikation gestaltete sich aus folgendem Grunde
so unermesslich schwierig: Hatten die Hoerbehinderten etwas nicht
verstanden, so brauchten sie das Gesagte moeglichst in genau denselben
Worten, wie es vorher geaeussert worden war. Sie haetten dann aus
dem zweimal exakt genauso Gesagten dann das inhaltlich Wichtige entnehmen
koennen. Leider habe ich selbst lange gebraucht, um zu begreifen,
dass mit "ich verstehe nicht" hier nicht "erklaer's nochmal etwas
anders" gemeint ist, sonder: "bitte wiederholen". Als ich es dann
endlich gerafft habe, da merkte ich erst, wie fluechtig unsere
Worte sind. Wer weiss schon 5 Sek. nacher noch exakt, was er 20 Sek.
vorher gesprochen hat? Wir waren alle guten Willens - glaube ich -,
aber besonders mit uns Blinden ist so derart oft das Temprament
durchgegangen, und die Hoerbehinderten verloren die Gedult.
Hier koennte das Internet hilfreich eingreifen. Es ist tatsaechlich
so, wie es eine stark schwerhoerige Frau, mit der ich naeheren Kontakt
hatte, bereits sagte: "Am Telephon verstehe ich Dich am besten" - will
sagen: wenn ich die Moeglichkeit habe, alle Stoersignale auszublenden,
bekomme ich am meisten mit. Beim Mails-Schreiben kommen solche
Stoersignale erst gar nicht zustande.
Ich hoffe, dass mein Erfahrungsbericht nicht nur fuer Mathias
interessant war.
Es gruesst Euch herzlich Arne Harder
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Institutional (dienstliche): Dr. Arne Harder, Institut fuer Medizinische
Psychologie, Medizinische Fakultaet, Leipziger Strasse 44,
D-39120 Magdeburg. Tel. 0049-391-6354120.
E-Mail: harder_bEi_medizin.uni-magdeburg.de