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Re: Kurzschrift und Null-Bock-Generation



Hallo Beate, hallo alle!

Ohne das Thema zu Tode hetzen zu wollen, vielleicht doch noch ein paar 
kurze Anmerkungen:

On Sun, 5 Jul 1998, beastro wrote:

> > Es sei mir auch die Frage erlaubt, ob Fuenftklaessler (in dieser 
> > Altersstufe haben wir damals die Kurzschrift gelernt) wirklich schon 
> > ausreichend beurteilen koennen, was fuer eine Art von Schrift sie fuer 
> > ihr kuenftiges Leben brauchen. 
> 
> Meine "Schueler" sind spaeterblindete Erwachsene, die schon ein wenig ueber ihr 
> Leben mitbestimmen koennen sollten - so wie meiner Ansicht nach Fuenftklaessler 
> uebrigens auch! 
Gut, erwachsene Schueler, das wusste ich natuerlich nicht, und sicher 
soll jeder Mensch ueber sein Leben in dem ihm moeglichen Umfang bestimmen 
koennen. Hier ist freilich die Frage zu stellen, welche Blindenschrift 
_der_ Blinde denn eigentlich braucht. Braucht er ueberhaupt eine? Es gibt 
doch Hoerbuecher, Vorlesesysteme, leicht bedienbare Computertastaturen 
... Einfach allgemein zu fordern, dass jeder Blinde gefaelligst die 
Brailleschrift und natuerlich auch die (zufaellig gerade gueltige) 
Kurzschrift zu beherrschen hat, steht gewiss niemandem von uns zu. Wuerde 
man allerdings blinde Kinder nicht an diese Moeglichkeiten heranfuehren, 
so wuerde man mit hoher Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten fuer ihr 
spaeteres Leben vorprogrammieren. Vermutlich gilt das, wenn auch mit 
Einschraenkungen, auch fuer Rehabilitanden.

> Wenn ich eine Sache - wie die Kurzschrift - fuer wichtig halte, 
> muss ich als Lehrer eben auch in der Lage sein, Motivation dafuer vermitteln zu 
> koennen. 
Bravo - oder sprachlich richtiger: brava! 

> Das "ein bisschen sauer" bezog sich auf die saloppe Feststellung, dass die 
> Damen und Herren Paedagogen wohl nicht so viel Lust haetten, Kurzschrift zu unter-
> richten und diese eher als exotische Insiderbeschaeftigung von Blinden ansehen.
Hast ja Recht, Beate, war wieder mal so eine Verallgemeinerung von mir. 
Aber versuch doch, den Artikel von Juergen Fischer aus den "Marburger 
Beitraegen" Nr. 2/94 (bzw. die entsprechende Ausgabe des "Horus") zu 
bekommen. Herr Fischer ist meines Wissens Blindenlehrer in Ilvesheim. Aus 
jenem Artikel habe ich in meiner Mail zitiert, und er hatte mich auch zu 
einer ausfuehrlichen Entgegnung in derselben Zeitschrift angeregt. Dass 
nicht alle Lehrer so denken wie er, ist mir schon auch klar, aber ein 
einzelner Schreier kann bekanntlich mehr kaputtmachen, als tausend 
Gutwillige reparieren koennen.

> Vielleicht koennen wir uns ja wirklich auf die Feststellung einigen, dass jenseits 
> des Null-Bock-Alters Kurzschrift  wieder ein spannendes Unternehmen wird! 
Koennen wir!

> Genauso 
> wie das Internetmailen: ich hatte meinen Spontanaerger naemlich zum Abreagieren in 
> den Ausgangskorb gelegt und wollte es dabei auch belassen. Aber statt des 
> Loeschens habe ich es dann geschafft, das Ganze in die Liste zu posten. Wieder 
> etwas gelernt.
Ach, waere doch schade, wenn Du es nicht geschrieben haettest! Vom Salz 
in der Suppe wird man zwar nicht satt, aber es gehoert halt trotzdem dazu.

In diesem Sinne herzliche Gruesse
Eberhard