Re: Datenbanken - Assistenten usw

[Marco Zehe <marco_bEi_omnipc.hh.uunet.de>]

Hallo Rainer,

> Assistenten sind ja schoen und gut, wenn es um so ein einfaches
> Formular geht.
> Aber was ist, wenn man hier und dort noch ein paar Elemente einfuegen
> moechte?
> Dann muss frueher oder spaeter ein sehender Assistent her und dies
> ist auf dauer
> keine akzeptable Loesung fuer uns - gerade wenn es ums Berufsleben
> geht.

Da stimme ich Dir zu.  Es ging mir auch eher um den Punkt, dass man als
Blinder *alles* allein koennen *muss*, eine Haltung, die ich fuer absolut
bloedsinnig halte. Und dies war es, was mich an Werners Mail veranlasst
hat, auf diese ueberspitzt einfache Weise zu antworten. Natuerlich weiss
ich, was es in der EDV-Branche fuer Anforderungen gibt. Ich befinde
mich in der Ausbildung zum Informatikassistenten und verfolge
natuerlich auch Stellenangebote und die Anforderungen, die damit
zusammenhaengen. Und ich habe im letzten Semester genau dieses Anliegen
mit meinem Dozenten fuer das Fach "Datenbank-Anwendungen", was im
Klartext nichts anderes als "MS Access" bedeutet, diskutiert, und er
hat mir erlaubt, die Assistenten zu verwenden beim Formulardesign.

Dass es als Blinder auch moeglich ist, komplette Windows-Anwendungen
selbstaendig, ohne sehende Hilfe zu entwickeln, zeigen die Beispiele
von Borland Delphi und Borland C++ Builder. Die IDE erlaubt das
Einfuegen von Dialogelementen nicht nur durch Drag and Drop, sondern
auch durch das Auswaehlen aus einer Liste, und zwar schon seit der
allerersten Version, die vor ca 3 1/2 Jahren auf den Markt kam.
Ausserdem ist fuer jedes Dialogelement die obere linke Ecke (in Pixeln
vom Abstand des Fensterrahmens gemessen) editierbar, d. h., man kann
mit ein wenig Vorstellungsvermoegen selbst Dialoge entwerfen, die dann
sogar - wie mir waehrend der Ausbildung von Sehenden bestaetigt wurde -
geordnet und anspruchsvoll aussehen.

Und ich stimme Dir - und im Grunde auch Werner - voll zu, diese
Moeglichkeiten auch von anderen Produkten zu fordern.

Was mich primaer gestoert hat war der Unterton, dass es eine Schande sei,
wenn wir um Hilfe bitten muessen. Denn das ist es m. e. ueberhaupt
nicht, auch wenn die Ursache in einem nicht oder schwer bedienbaren
Teil eines Software-Paketes liegt. Auch ich bitte, wenn ich unter
Borland Delphi ein Fenster selbst designe, gern Ruecksprache mit
Sehenden, wie meine Vorstellung dann sich auch optisch praesentiert.

Ausserdem muss man zugestehen, dass die Technik in den letzten zwei, drei
Jahren massive Fortschritte gemacht hat, was z. B. den Zugang zu MS
Access angeht. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an Zeiten, wo man
kaum ein Formular, selbst ein einfaches, ordentlich bedienen konnte.
Es hat sich eine ganze Menge getan. Sicher, dies ist noch lange nicht
genug. Ich kann aber nur davor warnen, alles auf einmal und jetzt und
am besten von heute auf gestern zu fordern, weil dies nur Frust nach
sich zieht. Ich halte es auch fuer muessig, Gedankenkonstrukte
anzustellen wie "wenn man damals bei der Entwicklung schon an uns
Blinde gedacht haette...". Dieses hat man leider nicht, weil wir im
Gesamtvergleich immer eine Minderheit bleiben werden. Und Minderheiten
muessen sich selbst zu Wort melden, die kriegen nichts geschenkt. War
schon immer so, und wird wohl leider auch noch eine ganze Weile so
bleiben, es sei denn, es findet in einem Grossteil unserer Bevoelkerung
urploetzlich ein revolutionaeres Umdenken statt.

Also: Im Grunde sind wir, denke ich, einer Meinung, naemlich dass sich
da noch einiges tun muss. Ich hatte mich nur an einigen
unterschwelligen Implizierungen gestoert und mir erlaubt, das mal ein
bisschen ueberspitzt einfach zu formulieren. Natuerlich will auch ich
mehr als nur mit dem Assistenten ein Formular erstellen koennen!
Grins...

Viele Gruesse
Marco
--
Marco Zehe
Translator and programmer
OMNI PC Systemintegration GmbH, Konstanz
Email: marco_bEi_omnipc.hh.uunet.de