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"Korpus englisch" - testbericht in CT Nr. 7/98
- Subject: "Korpus englisch" - testbericht in CT Nr. 7/98
- From: Martin Kirchner <martin.kirchner_bEi_rhein-main.de>
- Date: Fri, 24 Jul 1998 15:40:31 +0200
Hallo zusammen,
wie Euch sicherlich mittlerweile bekannt sein duerfte, hat die Stiftung
Blindenanstalt Frankfurt seit Mai dieses Jahres unter dem Namen "Korpus
Edition" zwei Nachschlagewerke auf CD-ROM herausgebracht. Einerseits ist
dies "Korpus Rechtschreibung" mit dem aktuellen Duden im Sinne der
reformierten deutschen Rechtschreibung und andererseits "Korpus Englisch"
mit den beiden Werken "miriam Webster's Colegiate Dictionary und der
Cambridge Encyclopedia. Mit der letztgenannten CD-ROM befasst sich ein
Testbericht in der aktuellen Ausgabe der CT, rubrik "Enzyklopaedien auf
CD-ROM", den ich Euch nachfolgend zur Kenntnis bringen moechte. Ich habe den
Bericht gescant und nach besten Wissen und Gewissen auf Scanfehler
korrigiert. Aber trotzdem bitte nicht gleich auspeitschen, wenn sich doch
vielleicht der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben sollte.
Korpus Englisch
Eigentlich passt die unter dem Titel "Korpus Englisch"
vertriebene englischsprachige Cambridge Encyclopedia nicht in
diesen Vergleich, weil sie nur nackten Text bietet - keine
Tabellen, Bilder, Toene oder gar Videos. Der Grund liegt im
Auftraggeber: die Stiftung Blindenanstalt (Tel. 0 69/95 51 24-0).
Mit den ueblichen Ein- und Ausgabegeraeten fuer Menschen mit geringem
oder fehlendem Sehvermoegen ist ihr Inhalt aber vollstaendig
zugaenglich, was diese Scheibe wiederum einzigartig macht, Obwohl
sie durch ihre geringen Systemanforderungen auch fuer manchen
Normalsichtigen interessant waere, darf sie jedoch aus
lizenzrechtlichen Grueuenden nur an Blinde und Sehbehinderte verkauft
werden.
Der Korpus bietet sich also als rasches Nachschlagewerk fuer
den Alltag an, wenn es mehr um knappe Erklaeaerungen als um
multimediale Entdeckungsreisen in die Welt des Wissens gehen soll.
Zwei weitere Werke komplettieren die nur neun Megabyte grosse
Enzyklopaedie und lassen sich unter der gleichen Oberflaeche ebenso
flink nutzen: das einsprachige Merriam-Webster's Collegiate
DictionarY von loth Ed. sowie ein Synonymwoerterbuch aus gleichem
Haus. Sie kosten ohne Enzyklopaedie, aber mit einer komfortableren
Oberflaeche 79 Mark [c't 10/97].
Die Texte bieten im wissenschaftlichen Bereich eine brauchbare
Qualitaet, in anderen Gebieten aber deutlich weniger. Selbst wenn
man die Produkte unseres letzten Vergleichstests (1) mit
beruecksichtigt. bilden insbesondere die Bereiche Kunst, Politik
und Mythen das Schlusslicht des Testfeldes. Ob Xanthippe oder
James Frazer Stirling, Globalisierung oder dorisches Kapitell: Wem
diese Stichworte nichts sagen, der wird vom Korpus auch nicht
aufgeklaert.
Programmstart und Wortsuche laufen dafuer unerreicht flott ab.
Beim Suchkomfort muss der Anwender jedoch deutliche Abstriche
machen: Es lassen sich ueberhaupt keine komplexen Suchanfragen mit
UND, ODER, NICHT bilden. Zwar kann man in der Liste aller
ueberhaupt auftauchenden Woerter blaettern und suchen, aber dort sind
eben nur einzelne Woerter verzeichnet eine Volltextsuche nach John
Denver oder dem philosophischen Begriff 'language game' ist somit
nicht moeglich. Wenn ein aus mehreren Woertern bestehender Ausdruck
nicht als eigenes Stichwort in der Enzyklopaedie auftaucht, hat man
fast keine Chance. Wer will schon Hunderte Textstellen mit
"language" inspizieren, um schliesslich zufaellig einmal auf
'language game' zu stossen"
Suchen kann auch aus einem anderen Grund muehsam werden:
Waehrend bei anderen Enzyklopaedien der gesuchte Begriff an den
Fundstellen farbig markiert wird, bekommt man hier als
Suchergebnis Artikel ohne Markierung geliefert und muss sie selbst
durchstoebern.
Wer nicht richtig sieht, muss dafuer richtig zahlen. Die
verlangten 300 Mark ist der Korpus bei weitem nicht wert. Leider
haben Blinde keine Wahl.
Beste Gruesse - momentan aus FfM
Martin