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"Korpus englisch" - testbericht in CT Nr. 7/98



Hallo zusammen,

wie Euch sicherlich mittlerweile bekannt sein duerfte, hat die Stiftung
Blindenanstalt Frankfurt seit Mai dieses Jahres unter dem Namen "Korpus
Edition" zwei Nachschlagewerke auf CD-ROM herausgebracht. Einerseits ist
dies "Korpus Rechtschreibung" mit dem aktuellen Duden im Sinne der
reformierten deutschen Rechtschreibung und andererseits "Korpus Englisch"
mit den beiden Werken "miriam Webster's Colegiate Dictionary und der
Cambridge Encyclopedia. Mit der letztgenannten CD-ROM befasst sich ein
Testbericht in der aktuellen Ausgabe der CT, rubrik "Enzyklopaedien auf
CD-ROM", den ich Euch nachfolgend zur Kenntnis bringen moechte. Ich habe den
Bericht gescant und nach besten Wissen und Gewissen auf Scanfehler
korrigiert. Aber trotzdem bitte nicht gleich auspeitschen, wenn sich doch
vielleicht der eine oder andere Fehler eingeschlichen haben sollte.

                         Korpus Englisch

     Eigentlich  passt   die  unter  dem  Titel  "Korpus  Englisch"
vertriebene  englischsprachige  Cambridge  Encyclopedia  nicht  in
diesen Vergleich,  weil  sie  nur  nackten  Text  bietet  -  keine
Tabellen, Bilder,  Toene oder  gar Videos.    Der  Grund  liegt  im
Auftraggeber: die  Stiftung Blindenanstalt (Tel. 0 69/95 51 24-0).
Mit den ueblichen Ein- und Ausgabegeraeten fuer Menschen mit geringem
oder  fehlendem   Sehvermoegen  ist  ihr  Inhalt  aber  vollstaendig
zugaenglich, was  diese Scheibe  wiederum einzigartig macht, Obwohl
sie durch  ihre  geringen  Systemanforderungen  auch  fuer  manchen
Normalsichtigen   interessant    waere,   darf   sie   jedoch   aus
lizenzrechtlichen Grueuenden nur an Blinde und Sehbehinderte verkauft
werden.
     Der Korpus  bietet sich  also als rasches Nachschlagewerk fuer
den  Alltag  an,  wenn  es  mehr  um  knappe  Erklaeaerungen  als  um
multimediale Entdeckungsreisen in die Welt des Wissens gehen soll.
Zwei weitere  Werke komplettieren  die  nur  neun  Megabyte  grosse
Enzyklopaedie und  lassen sich unter der gleichen Oberflaeche ebenso
flink  nutzen:   das  einsprachige   Merriam-Webster's  Collegiate
DictionarY von  loth Ed.  sowie ein Synonymwoerterbuch aus gleichem
Haus.  Sie kosten ohne Enzyklopaedie, aber mit einer komfortableren
Oberflaeche 79 Mark [c't 10/97].
Die Texte  bieten im  wissenschaftlichen Bereich  eine  brauchbare
Qualitaet, in  anderen Gebieten aber deutlich weniger.  Selbst wenn
man  die   Produkte  unseres   letzten  Vergleichstests  (1)  mit
beruecksichtigt. bilden  insbesondere die  Bereiche Kunst,  Politik
und Mythen  das Schlusslicht  des Testfeldes.   Ob  Xanthippe  oder
James Frazer Stirling, Globalisierung oder dorisches Kapitell: Wem
diese Stichworte  nichts sagen,  der wird  vom Korpus  auch  nicht
aufgeklaert.
     Programmstart und Wortsuche laufen dafuer unerreicht flott ab.
Beim Suchkomfort  muss  der  Anwender  jedoch  deutliche  Abstriche
machen: Es  lassen sich ueberhaupt keine komplexen Suchanfragen mit
UND, ODER,  NICHT bilden.   Zwar  kann  man  in  der  Liste  aller
ueberhaupt auftauchenden Woerter blaettern und suchen, aber dort sind
eben nur  einzelne Woerter verzeichnet eine Volltextsuche nach John
Denver oder  dem philosophischen Begriff 'language game' ist somit
nicht moeglich.  Wenn ein aus mehreren Woertern bestehender Ausdruck
nicht als eigenes Stichwort in der Enzyklopaedie auftaucht, hat man
fast keine  Chance.   Wer  will  schon  Hunderte  Textstellen  mit
"language"  inspizieren,   um  schliesslich   zufaellig  einmal  auf
'language game' zu stossen"
     Suchen kann  auch aus  einem  anderen  Grund  muehsam  werden:
Waehrend bei  anderen Enzyklopaedien  der gesuchte  Begriff  an  den
Fundstellen  farbig   markiert  wird,   bekommt   man   hier   als
Suchergebnis Artikel  ohne Markierung geliefert und muss sie selbst
durchstoebern.
     Wer nicht  richtig sieht,  muss dafuer  richtig  zahlen.    Die
verlangten 300  Mark ist der Korpus bei weitem nicht wert.  Leider
haben Blinde keine Wahl.

Beste Gruesse - momentan aus FfM

Martin