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Re: Technik des Optacon





Hallo Wolfgang, hallo alle!
wir beide haben gestern zufaellig recht gleichzeitig geschrieben, sodass ich  
auf Deine Fragen noch nicht eingehen konnte.

WolfgangHubert_bEi_t-online.de meinte am 02.12.98 um 21:34 zum Thema
"Re: Technik des Optacon":

> Ich habe gelesen, dass es in den 70er-Jahren eine
> Ausbildung fuer blinde DV-Fachkraefte gab, die mit dem Optacon am Bildschirm
> gearbeitet haben!
Ich war damals dabei. Nur Bildschirme waren nicht in die Ausbildung  
eingeschlossen, weil diese noch keine hohe Bedeutung hatten. Man  
programmierte mittels Lochkarten, Ausgabeeinheit war ausschliesslich der  
Drucker.

Das Ausbildungsziel entsprach dem Berufsbild des  
Datenverarbeitungskaufmannes. Prof. Dinius aus Aaachen erstellte Ende der  
60er Jahre eine Untersuchung, um festzustellen, ob dieser Berufsbereich  
ueberhaupt fuer Blinde realistisch ist. Obwohl er damals zu dem Ergebnis  
kam, dass dies moeglich sei, war das Optacon in die Untersuchung nicht  
einbezogen, weil es dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab oder unbekannt  
war. So trat ich 1971 die Ausbildung ohne Optacon an. Ich gehoerte zu 15  
ausgewaehlten Personen, welche die Untersuchung von Prof. Dinius bestaetigen  
oder widerlegen sollten. Selbst waehrend der 1. Monate der Ausbildung ging  
man noch davon aus, dass es realistisch sei, fuer blinde Mitarbeiter die  
Druckerkette auszutauschen - ja es gab eine Druckerkette mit  
Braillezeichen.

Nun kam zu Gute, dass unser Dozent in den USA aufgewachsen ist, sodass  
sprachlich und ueberhaupt seinerseits noch gute Verbindungen Nach Amerika  
bestanden. So erfuhr er, dass man in Parlo Alto fuer eine blinde  
Professorentocher ein Geraet entwickelte, um am Studium teilzunehmen -  
zumindest um ihr die Literatur zu oeffnen. Zunaechst war also nicht daran  
gedacht, eine Serienproduktion aufzulegen. Doch die weltweite Nachfrage  
sollte alles anders entscheiden. Ich koennte jetzt noch viel dazu schreiben  
moechte es aber abkuerzen. Nachdem man die Amerikaner nach Heidelberg  
eingeladen hatte, und das Optacon einen guten Eindruck machte, wurde es  
spontan in die Ausbildung integriert. Geld war im Gegensatz zu heute fuer  
solche Zwecke mehr vorhanden. So haben wir 1973 die Ausbildung mit Optacon  
verlassen. Uebrigens - Eberhard war unser gutes Vorbild, anhand der  
Tatsache, dass er bereits programmierte, hat man uns staednig zur Arbeit  
angetrieben <g>.

Weitere Fragen werden gern beantwortet.

Gruss
Matthias

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