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hoerfilm: Tagung beim ZDF



Hallo zusammen,

Eberhard Hahn aus Tuebingen wollte mehr ueber die Veranstaltung am  
vergangenen Montag in Mainz lesen. Er suchte dazu kompetente Schreiber.  
Nun, kompetent bin ich nicht, da ich auch fernsehmaessig sehr muffle - ich  
habe naemlich gar keinen. Aber das Experiment Hoerfilm halte ich doch fuer  
ueberzeugend. Ich habe ein paar durchaus subjektiv gefaerbte Gedanken zu der  
Veranstaltung zusammengeschrieben. Insgesamt war sie - sagen wir mal -  
ganz brauchbar.


Zurueck aus Mainz einige audiodescriptive Saetze zur Veranstaltung. Das
Ganze zerfiel in zwei Teile, die letztlich nicht viel miteinander zu tun
hatten. Da war der Hoerfilm auf der einen und die Bedienungsprobleme
moderner Audio- und Vidiogeraete auf der anderen Seite.

Insgesamt waren auf der gut besuchten Veranstaltung (geschaetzt 150
Leute) diejenigen, die ohnehin aktiv sind und diejenigen, die keine
Ahnung haben.

Zum Hoerfilm gab's ein wenig Historisches von Martina Wimers (fuer
Schreibungen uebernehme ich aber auch gar keine Garantie) und Bernd
Benicke. Er hatte einige Beispiele mitgebracht, die bei der
Kategorie der Ahnungslosen sicher gut kamen: so gab es aus dem Film
"unheilige Liebe" eine Szene dreimal zu sehen. Einmal im normalen
Sendeton ohne Bild, zweitens beschrieben ohne Bild und zuletzt
beschrieben mit Bild. Das war sicher eindruecklich - ebenso die
Beschreibungen von Filmen, in denen wenig dialog stattfindet und von
solchen, bei denen die Schnittfolge kaum Zeit fuer Text laesst. Interessant
war auch die Art der Mischung der Descriptionsspur: Hier hat sich seit
1993 viel Positives getan.
Das ZDF will im kommenden Jahr mit einem Budget von 100 000 Mark
einsteigen, ebensoviele Haushaltsmittel hat seit 1997 der BR. Arte bleibt  
auch dabei. Der stellvertretende SWR-Intendant, Rosenbaum, zeigte sich  
angetan: er will angeblich mit Voss reden und ihn bei
seiner ARD-Vorsitz-Ehre packen. Die Vertreter des Privatfernsehens
fanden das Erreichte nicht schlecht (warum sollten sie auch), haben aber
wenig konkrete Plaene. Sat1 hat fuer das kommende Jahr einiges vor -
vielleicht. Protest gab's fuer den Privatfunkvorschlag, Hoerfilme doch als
Angebot von Pay-TV zu vermarkten. Dem wurde entgegen gehalten, dass es wohl
nicht angehe, fuer eine Nichtbenachteiligung auch noch Kohle abdruecken zu
sollen, zumal man fuer zehn bis fuenfzehntausend Mark fuer eine
Filmproduktion
vergleichsweise billig wegkommt. Das raeumten alle Diskutierer auch ein.

Schmankerl am Rande: Noch vor Weihnachten wird "dinner for one" fertig.

Norbert Muellers Referat fiel vor der Pause etwas aus dem Rahmen, ging es
darin eben nicht so sehr um Hoerfilm, sondern um die Bedienbarkeit
moderner Geraete. An den Reaktionen der Podiumsdiskutierer war deutlich
abzulesen, dass die Beschreibungen der Muehen, Plagen, Sorgen und Noete ihr
Ziel nicht verfehlt haben. Dennoch: aendern duerfte sich hier kaum etwas.
Der Vertreter des Media-Marktes und der Sony-Entwickler gaben auf ihre
jeweilige Weise eine schwache Vorsttellung.                  Der
Sony-Mann war ein typischer Vertreter der Marktreligion: das Design muss
stimmen, altmodisch darf nichts wirken, weder im outlook noch im
handling - Drehknoepfe z.b. assoziieren alte Radios und sind somit tabu.
der andere beeindruckt von so viel Blindheit auf einmal, aber
schwer Ahnungslos. Ob es denn was nuetze, wollte er z.b. wissen, wenn
sein Unternehmen von den Lieferanten zwingend Betriebsanleitungen in
Blindenschrift verlange. Und dem ZDF-Programmdirektor bot er an, bei
angemessener Nennung des Sponsors auch Geld fuer Hoerfilme abdruecken zu
wollen. Hier schliesst sich, wie wir alle merken, der Kreis, und uns
wurde so recht weihnachtlich zu mute - wenn da nicht das Schlusswort dem
Behindertenbeauftragten der rheinland-pfaelzischen Landesregierung
geblieben waere. Der zeichnete ein sehr realistisches Bild von dem, was
wuenschenswert waere und dem, was an Gedankenlosigkeit oder mangelnden
Moneten scheitert.

p.s. der Imbiss war exzellent.

Gruss, Peter
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