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Re: Definition






Anton.Lindenmair_bEi_t-online.de wrote:


>Zurueck zum Thema Farbe. Nach wie vor traeume ich auch noch so, dass das
>Sehen dabei eine wichtige Rolle spielt. Allerdings sind hierbei im
>Laufe der Zeit die Farben buchstaeblich verblasst. Waehrend im
>Wachzustand die Vorstellung von Farbe noch ungetruebt ist, klappt das
>offensichtlich beim Traeumen immer weniger. Warum eigentlich?

Hallo Tony, hallo in die Runde,

ich denke die Erklaerung ist verhaeltnismaessig einfach: Wenn Du - wie ich mehr
als 10 Jahre blind bist, dann bedeutet das, dass sich Deine Wahrnehmung
logischerweise geaendert hat. Du hoerst, fuehlst und riechst besser als vorher.
Dein Gehirn setzt im Wachzustand nicht mehr optische Einzeleindruecke zu einem 
sinnvollen Ganzen zusammen, sondern Eindruecke der anderen Sinnesorgane. 
Das optische spielt also nicht mehr die Hauptrolle - selbst wenn Du Dir
wie ich auch Landschaften und Farben noch vorstellen kannst. Traeume
sind fuer dieses Phaenomen wohl ein guter Spiegel. Ich denke aber selbst wenn
die Farben in Deinen Traeumen noch weiter verblassen, wird es immer
wieder Erlebnisse geben, die sie wieder hervorholen. Mir geht es
jedenfalls so.
>Die Bemerkung von Jens-Uwe, dass manchmal das Hoeren Von Musik
>Farbeindruecke bei ihm ausloest, kann ich bestaetigen. Auch ich verbinde
>bestimmte Klangeindruecke oft mit Farben. Kurios ist bei mir uebrigens,
>dass beim Einpraegen von Zahlen (Telefonnummern) die Farben eine
>gewisse Rolle zu spielen scheinen. Das ist gerade so, als ob sich das
>Gehirn die Farben hier zueigen macht, um Informationen besser abspeichern
>zu koennen.

Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Klingt aber sinnvoll. 
Ich verband bereits als ich noch sehen konnte bestimmte Klaenge mit
farben. So war bei mir das Wort Montag witzigerweise dunkelgruen, Mittwoch
graublau, Donnerstag etwas heller gruen etc. Moeglich, dass sich das Gehirn 
so tatsaechlich Dinge abspeichert...

>Ein aehnliches Problem wie die Geburtsblinden mit den Farben habe
>ich uebrigens mit der Vorstellung vom raeumlichen Sehen. Da ich auch als
>Kind nur auf einem Auge gesehen habe, kann ich mir darunter ebenfalls
>nichts rechtes vorstellen. Ich habe zwar mit meinem Verstand begriffen,
>um was es da geht, aber so richtig vorstellen kann ich mir das raeumliche
>Sehen nicht.
Das ging mir eine ganze Weile auch so; denn auch ich habe aufgrund
einer Sauerstoffueberdosis im Brutkasten bereits kurz nach der Geburt nur
noch auf dem linken Auge gesehen. 1981 nutzte ich dann - 
da ich bedingt durch eine Querschnittslaehmung auch Rollstuhlfahrer
bin - das "Sonnic Guide". Das ist eine Ultraschall-
vorrichtung in Form einer Brille, die wie ein Echolot die Umgebung abtastet.
Ultraschallempfaenger und -sender befinden sich auf der Vorderseite der 
Brille oberhalb der Nase des Brillentraegers. Die Ultraschalltoene werden -
nachdem sie aufgefangen wurden - transformiert. Man kann auf diese
Weise hoeren, ob sich in der Umgebung (vorne, links oder rechts) Hindernisse
befinden. Die Toene bekommt man ueber zwei kleine Ohrstoepsel ins linke 
und rechte Ohr in Stereo, so dass die Umgebung nicht gestoert wird. 
Das so entstehende "Hoerbild" ist raeumlich. Auf diese
Weise umgehe ich das Problem, dass ich - wenn ich Rollstuhl fahre - 
keinen Langstock sinnvol benutzen kann, da meine Haende nicht frei sind.
Das Sonnic Guide hat lediglich einen entscheidenden Nachteil: Es ortet
weder Stufen abwaerts noch Loecher im Boden. Da komme ich mir vor wie
Theodor Tollpatsch aus der Sesamstrasse. Nichts fuer ungut: Trotzdem ist 
das Sonnic Guide fuer mich eine tolle Hilfe.

Viele Gruesse

Jens-Uwe