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Re: Jahr2000 und die Computeruhr!



Hallo Michael, hallo Lister,

ich habe den Beitrag der Akte-Sendung auch gesehen, und mir die Haare gerauft
ueber so viel Unwissenheit. Naja, das heisst, ein bisschen was wahres war schon
dran, aber es wurde wie immer reisserisch und unsachlich zur Schau gestellt.
Was das Jahr-2000-Problem angeht, so moechte ich keineswegs sagen, dass ich das
alleinige Wissen darauf gepachtet habe, aber als Mitarbeiter der zentralen
Uni-Verwaltung Muenchen und Jahr-2000-Beauftragter weiss ich mittlererweile eine
Menge darueber, und die Erfahrungen, die ich mit dem Problem gemacht habe, gebe
ich gerne an andere weiter.

Fakt ist zunaechst, dass die RTC (also die Uhr, die im Rechner laeuft, wenn er
ausgeschaltet wird), die heute verwendet wird, immer noch der Spezifikation
des IBM AT x86 Standards entspricht. Daran wird sich auch (bis auf ganz kleine
Ausnahmen) nichts aendern. Dass das auch keinen Sinn macht, wird in der
Artikelreihe der C'T 1/99 ("2000 minus 1") sehr anschaulich erklaert.
Die gaengige Methode, aus dem Datum der RTC ein Datum mit vierstelliger
Jahreszahl zu basteln ist die, ein festes Speichersegment, das die fuehrenden
beiden Stellen "19" enthaelt, mit den von der RTC gelieferten Daten zu
kombinieren. Ist nun ein PC, den man heute kauft, mit dem Sigel "Jahr-2000
fest" ausgezeichnet, bedeutet  das nicht, dass seine RTC ploetzlich das Datum
mit vierstelliger Jahreszahl verarbeitet (die meisten BIOS-Versionen wuerden
die ersten beiden Stellen gar nicht beruecksichtigen) sondern, dass ein
Logarithmus die 2 Jahresstellen auf Plausibilitaet ueberprueft (ueber ein
Zeitfenster, das fuer Werte von beispielsweise 00 - 30 annimmt, der Rechner
liefe im 21. Jahrhundert), und gegebenenfalls das 19er-Segment mit "20"
ueberschreibt. Da die meisten Betriebssysteme ihr Datum ueber das CMOS beziehen
(auf PCs macht nur WinNT eine Ausnahme, es greift direkt auf die RTC zu),
haben die Betriebssysteme mit der Datumsumstellung prinzipiell ueberhaupt kein
Problem. Lediglich die interne Verarbeitung (wie z. B. im Datei-Manager von
Windows 3.1) macht Probleme. Falls ein Rechner, der nicht ueber einen
Logarithmus zur Plausibilitaetspruefung des Datums verfuegt, am 1.1.2000 unter
Dos z. B. das Datum 4.1.1980 anzeigt (das Ausstiegsdatum fuer fehlerhafte
Datumsangaben), so laesst sich das 19er-Segment, das hier nicht beim Neustart
auf 20 gesetzt worden ist, mit einer manuellen Datumsangabe ("date")
korrigieren. In den meisten Faellen sollte der Rechner auch nach einem Neustart
dann im Jahr 2000 laufen.

Bei den von Dir angesprochenen Software-Problemen helfen auch die alleinige
Korrektur des BIOS-Datums nicht weiter.  Man kann heute nur jedem empfehlen,
seine Datenbanken und Kalkulationen mit einem erzwungenen Datumsformat zu
verarbeiten, das 4stellige Jahreszahlen verwendet. Die Produkte der
MS-Office-Reihe bieten zwar hier auch die Loesung ueber ein Zeitfenster, jedoch
ist dieses von Anwendung zu Anwendung unterschiedlic, und laesst sich - bis auf
Windows98 - nicht manuell einstellen. Alle Anwendungen, die mit 4stelligen
Datumsformaten arbeiten, und auf ein korrigiertes Bios zugreifen koennen (der
Weg der Datumsabfrage laeuft immer linear RTC -> BIOS (CMOS) -> Betriebssystem
-> (Anwendung), da die Anwendungen in der Regel nicht mehr auf das BIOS
zugreifen duerfen (Protected Mode)), werden bei den Datumsberechnungen keine
Fehler produzieren.

Das Beispiel mit dem Supermarkt beruht wohl mehr auf der anwendung eines
"Embedded Systems". Das sind z. B. Barcode-Leser, die die Daten fuer das
Verfallsdatum auslesen und an andere Geraete weitergeben. Diese Geraetegruppe
duerfte wohl mehr Kopfzerbrechen bereiten, als der heimische PC, denn man weiss
im Grunde nur von wenigen Geraeten, ob sie einen Chip enthalten, der mit
Datumsinformationen arbeitet, und wenn, weiss man haeufig nicht, ob sie bis ins
Jahr 2000 reichen. So werden z. B. Videorecorder, Hifi-Anlagen,
Kaffee-Maschinen etc. evtl. nicht richtig arbeiten.


Michael Haaga schrieb:

> Hallo Freunde des neuen Jahrtausends!
>
> Gestern kam im Programm von SAT1 im Ramen der Sendung Akte99 ein Beitrag
> ueber die Folgen der Auswirkungen des Jahres 2000 auf die Computerwelt.
> Das Erschreckende daran war, dass laut SAT1 immer noch PCs verkauft
> werden, in deren Systemen die interne Computeruhhr im Jahr 2000 auf das
> Jahr 00 springt.
> Zugegeben, in den meisten Faellen des privaten Bereiches tut das Niemandem
> was, aber was ist, wenn man z. B. mit Programmen arbeitet, die anhand des
> internen Datums etwas ausrechnen.
> Da hat ein Supermarkt z. B. eine Liste mit Konserven eingegeben, deren
> Verfallsdatum im Jahr 2001 ist. Jetzt hat der Computer angenommen, dass
> die Konserven bereits im Jahre 1901 verfallen sind.
> Also, da kann meiner Meinung nach noch Einiges passieren!!!
>
> Gruss Michael
>
> ## CrossPoint v3.11 ##

Gruss,
Nightflame