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Re: noch mal md-recorder



P_BECK_bEi_infolink.swf.de (Peter Beck) wrote:
>Hallo Juergen...

>Uebrigens glaube ich, dass sich der aesthetische Anspruch nicht mehr  
>steigert: sonst wuerde durch die Republik laengst ein Aufschrei des  
>Entsetzens gegangen sein wegen der klangverfaelschenden Kompressoren und  
>Begrenzersysteme, mit denen nicht nur der Privatrundfunk taeglich unsere  
>Ohren beleidigt. Aber stoeren tut es anscheinend niemanden.

Hallo Peter, hallo in die Runde,

auch ich frage mich, warum das niemanden stoert. Ich gebe zu: Wenn ich ein 
Hoerbuch oder ein Buch von einer Blindenbibliothek auf Kassette oder 
vielleicht spaeter auch auf einem Digitalmedium hoere, achte ich auch nicht
so darauf. Aber bei NTV als Nachrichtensender und beim ersten und dritten 
Programm der ARD ist mir das schon sehr stoerend aufgefallen. In krassen
Faellen klingt es, als habe man eine Aufnahme ohne Dolby gemacht und dann 
mit DolbyC abgespielt. Da ist eine Konzertaufnahme, die Freunde von mir 
mit MD gemacht haben und das Ergebnis auf CD gebrannt haben, ein ganz 
anderer Schnack.

Ich denke, auch fast jeder andere wuerde einen Unterschied hoeren, wenn er 
mit der Nase draufgestossen wuerde. Es gibt aber einen Haufen anderer 
Eindruecke, die stark ablenken. So stoert eine starke Datenreduktion u.U. 
selbst dann nur wenige. Diese Tendenz habe ich auch an mir selbst 
beobachtet.

Merkwuerdig ist im uebrigen auch noch etwas anderes:
Normalerweise geht man ja davon aus, dass wir Schall oberhalb von 20.000 
Hz. nicht hoeren koennen. Dennoch stellen selbst Hersteller wie Sony oder 
Pioneer Geraete her, die auf verschiedenen Wegen entweder Schall oberhalb 
der Hoergrenze errechnen und zur Aufnahme hinzufuegen (der Schall gehoert
dann gar nicht zur Uraufnahme) oder durch Erhoehung der Abtastrate 
tatsaechlich aufnehmen (die Obertoene sind dann tatsaechlich Bestandteil der 
Uraufnahme).
Solche Obertoene kann man als Einzeltoene natuerlich nicht hoeren. Es scheint 
aber, als wuerden die Toene die Klangfarbe veraendern. Ausserdem entfallen
bei Einbeziehung von hoeheren Obertoenen Stoerwirkungen, die durch Filter 
erzeugt werden. Normalerweise werden z.B. bei Cds Frequenzen oberhalb 
von 20.000 Hz. radikal abgeschnitten. Dieses Abschneiden fuehrt jedoch 
schon zu Veraenderungen des Klangbildes im hoerbaren Bereich (ab 17.000 Hz). 
Dies faellt mir jedoch nur stoerend bei Opernaufnahmen oder Klavieraufnahmen 
klassischer Stuecke auf. Andere Aufnahmen zeichnen moeglicherweise gar 
nicht in einem so hochfreequentem Bereich auf. Radioaufnahmen gehen z.B.
- soweit ich weiss - nur bis 15.000 Hz.
Die Unterschiede in der Klangfarbe kann man m.E. jedenfalls hoeren. Auch 
Leute, die an sich ein unkritischeres Ohr haben, hatten diesen Eindruck, 
als ich Ihnen eigene Aufnahmen und CDs vorspielte, die mit Hilfe der oben 
beschriebenen Technik aufgenommen bzw. abgespielt wurden.

Diese Entdeckungen machte ich eher zufaellig, weil ich wegen 
Veranstaltungsmitschnitten im Studium an der Uni ein Geraet suchte, das 
moeglichst lange Aufnahmen ermoeglichte. So wollte ich auf moeglichst 
wenigen Datentraegern moeglichst viel aufnehmen. Als Rollstuhlfahrer waere 
ich sonst in dem entstandenen Analogkassettenturm ertrunken. Der von mir
schliesslich ausgesuchte Dat-Recorder Pioneer D-C88 ermoeglicht Aufnahmen 
von 6 H im Longplaybetrieb, 3 H im Modus fuer Dat- und CD-Aufnahmen und 
90 Min. in einem Modus, in dem Toene oberhalb 20.000,- Hz. nicht nur 
hinzugerechnet, sondern auch tatsaechlich aufgenommen werden. Ohne mein 
Anliegen, sechsstuendige Aufnahmen zu machen, haette sich diese Anschaffung 
nicht gelohnt, weil sie zu teuer gewesen waere. Die Schallerfahrungen 
waren - wie gesagt - ein Nebeneffekt.

Gruss

Jens-Uwe