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Re: Wann lohnt sich ISDN?



Hallo Jens-Uwe,

>1. Ich habe gehoert, dass bei 56 K Modems teilweise Daten in komprimierter
>Form ueber die Leitung geschickt werden, und zwar noch ueber das mit
>gezippten Dateien erreichte Komprimierungsergebnis hinaus.

Mit Sicherheit nicht. Die Kompression ist soweit ich weiss, eine einfache  
LZW-Kompression und deutlich weniger effizient als z.B. pkzip. In der  
Praxis kommst du auf einen Kompressionsfaktor von 1.5 bis 2.

>Dadurch soll
>es zu Geschwindigkeitssteigerungen kommen. Ist diese Information richtig,

Das ist richtig. Wenn du nur unkrompimierte ASCII-Daten uebertraegst, dann  
kommst du mit einem V.34-Modem auf 5-8kByte/Sekunde, bei einem 56k Modem  
und einer realistisch angenommenen Connect-Geschwindigkeit von
44.400 Bit/sek auf 6.5-10.4kB/Sek. Aber....

>und in welchen Faellen kommt sie zum Tragen bzw. nicht zum Tragen?

Erstens muss deine serielle Schinttstelle diese Datenrate auch wirklich  
verarbeiten koennen. Du kannst zwar 115.200 bps einstellen, d.h. aber noch  
lange nicht, dass dein Betriebssystem in der Lage ist die theoretisch  
moeglichen ca. 11.000 Zeichen/Sekunde auch tatsaechlich abzuholen. Das liegt  
u.a. an dem steinzeitlichen Design der seriellen Schnittstelle auch bei  
modernen Rechnern. Nach meiner Erfahrung machen die meisten Rechner bei  
8000-9000 Zeichen/Sekunde schlapp.

Zweitens gilt dieses nur fuer reine Textdaten. Oft sind die Daten aber    
schon komprimiert und dann bringt die Modemkompression ueberhaupt nichts  
mehr.

Im Gegensatz dazu hast du bei ISDN bei *allen* Daten immer 7200-7500  
Zeichen/Sekunde und Aussetzer oder gar Hangups durch Leitungsstoerungen
sind unbekannt. Ausserdem ist der Verbindungsaufbau bei ISDN mit 1-2  
Sekunden gegenueber 20-40 Sekunden bei einem Modem um eine Groessenordnung  
schneller.

>2. Wenn dieser Effekt eine Rolle spielt: Wo kann man dann noch
>Geschwindigkeitsvorteile mit ISDN erreichen?

Umgekehrt: mit einem Modem kannst du Geschwindigkeitsvorteile nur dann
erreichen, wenn du staendig gut komprimierbare, grosse Datenmengen  
uebertraegst. Dieser Fall duerfte in der Praxis eher selten sein.
Das gilt auch fuer's Web: Multimediadateien sind sowieso komprimiert. Bei  
kleinen HTML-Dateien greift zwar die Kompression, aber bei der Uebertragung  
einer Vielezahl von einzelnen kleinen HTML-Dateien beim Oeffnen einer  
Seite, bremst in aller Regel der Server durch eine Limitierung der Anzahl  
der moeglichen Connects/pro Sekunde.

Fazit: wenn man die 2. Leitung sowieso gut gebrauchen kann, dann sollte  
man auf jeden Fall ISDN nehmen. Wer wirklich nur eine Leitung braucht,  
faehrt mit einem guten 56k-Modem auch nicht wesentlich schlechter.

Gruss,

-- 
Karl-Heinz Weiss  +  University of Karlsruhe  +  Germany
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