[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: Zeitungen und Bücher: Probleme
- Subject: Re: Zeitungen und Bücher: Probleme
- From: fr4a008_bEi_uni-hamburg.de (Jens-Uwe Voigt)
- Date: Tue, 18 May 1999 17:13:28 -0400
Hallo Michael, hallo Leute,
obwohl ich selbst Jura studiere, gehoeren zu den Fachinhalten an der Uni,
die bei uns in Hamburg durchgenommen wurden, in meinem Fall nicht die
interessierenden urheberrechtlichen Fragen. Gerade deswegen freue ich
mich aber ueber die von Dir aufgeworfene Diskussion und moechte einerseits
einige Dinge ergaenzen und dann auch Erfahrungen bei meiner
Literaturversorgung schildern.
>1. Welche grundsaetzlichen Moeglichkeiten gibt es, Zeitschriften
>und Buecher fuer Blinde und Sehbehinderte nutzbar zu machen?
Neben den schon hier genannten Moeglichkeiten auf EDV-Basis gibt es
natuerlich weiterhin die Moeglichkeit, Ausschnitte von Zeitungen auf
Kassette auflesen oder in Punktschrift ausdrucken zu lassen. Als
einschlaegige Institutionen seien z.B. die "Aktion Tonbandzeitung" der
Bayerische Blindenbund ee.V. oder der Verein zur Foerderung der
Blindenbildung genannt. Wegen des Platzbedarfs von Punktschriftliteratur
und der begrenzten Kapazitaet herkoemmlicher Kassetten errhaelt man
so aber sehr viel weniger Informationen als mit den schon genannten Wegen
auf EDV-Basis.
>4. Berufsbedingt interessiert mich, welche juristischen Probleme
>es fuer Blinde gibt und auf welchen Foren sie diskutiert werden?
Die schon von uns angesprochenen Probleme fuer uns moechte ich an einem
Beispiel verdeutlichen, das ich selbst erlebt habe, und das sich mit
hoher Wahrscheinlichkeit auch auf zur Verfuegung gestellte Zeitschriften
uebertragen liesse:
Als ich mich auf mein 1. Examen vorbereitete, versuchte ich, die
Lernmaterialien auf Diskette zu bekommen. Damals war das nur bei einem
Repetitor (Juristische Lehrgaenge Allpmann & Schmidt) moeglich.
Alle uebrigen erstellten ihre Unterlagen zentral. Nur bei
Alpmann & Schmidt wurden sie damals am Ort, wo auch die Zweigstellen fuer
das Repetitorium sind und dann der Unterricht stattfand, in eigener
Regie erstellt. Nachdem ich das Okay des hier in Hamburg verantwortlich
zeichnenden Autors und des Verlages hatte, bekam ich die Unterlagen.
Auch bei diesen Verhandlungen spielte das vom Matthias angesprochene
Problem der Frage entstehender wirtschaftlicher Schaeden durch
illegale Weitergabe eine gewisse Rolle. Nur der
Hilfsbereitschaft und offenen Einstellung des Autors war es zu
verdanken, dass die ganze Geschichte am Ende positiv ausging.
In gewissem Sinn beisst sich die Katze immer wieder in den Schwanz.
Ist die Nachfrage zu klein, argumentieren Verlage haeufig, eine z.B.
elektronische Aufbereitung lohne sich nicht; wir sollten doch wieder
vorsprechen, wenn genuegend Nachfrage vorhanden sei.
Wird die Nachfrage groesser, entstehen Sorgen wegen der Gefahr einer
illegalen Verbreitung.
Mir sind aber auch einige positive Ansaetze bekannt. Ich weiss
beispielsweise, dass Ausgaben der CD-Version der juristischen Zeitschrift
NJW verguenstigt ueber den Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten
in Studium und Beruf, Frauenbergstrasse 8, 35039 Marburg. Die Preise
liegen meines Wissens aber dennoch so hoch, dass sich diese Loesung wohl
nur fuer Berufstaetige empfehlen duerfte.
Gruss
Jens-Uwe Voigt
E-Mail: fr4a008_bEi_rrz.uni-hamburg.de