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Re: Blindengerechtigkeit versus Rollstuhlgerechtigkeit
- Subject: Re: Blindengerechtigkeit versus Rollstuhlgerechtigkeit
- From: "Andreas Donau" <Andreas.Donau_bEi_gmx.de>
- Date: Wed, 11 Aug 1999 15:16:43 +0200
Hallo Lutz,
-----Urspruengliche Nachricht-----
Von: Lutz Mueller-Bohlen <Lutz.boh_bEi_t-online.de>
An: <fblinu_bEi_mvmpc100.ciw.uni-karlsruhe.de>
Gesendet: Mittwoch, 11. August 1999 14:03
Betreff: Blindengerechtigkeit versus Rollstuhlgerechtigkeit
> Die starke Lobby der Rollstuhlfahrer, auch schon vor Schaeuble, hat
gezeigt, was
> letztlich alles an Veraenderungen moeglich ist: kein oeffentliches Gebaeude,
das
> nicht rollstuhlgerecht ist (zumindestens auf dem Papier). Leider findet
sich
> z.B. in oertlichen Ratgebern fuer Behinderte zur behindertengerechten
Austattung
> alles ueber Rollstuhlgerechtigkeit, aber nichts zur Blindengerechtigkeit.
nun ja, auf dem Papier ... ich kenne eine sehende Frau in HH, die seit
kurzem durch die Spaetfolgen eines Sportunfalls ausserhalb ihrer Wohnung einen
Rollstuhl benutzen muss. Fuer sie sieht es in Hamburg nicht gut aus, ich
moechte sagen, schlechter wie fuer einen Blinden - zumindest in Hinsicht auf
die Zugaenglichkeit z.B. von Verkehrsanlagen, Bussen, Bahnen. Sie hat mal
Buch gefuehrt, wie oft z.B. die vorhandenen Rampen an Bussen defekt oder nur
halb funktionierend sind. Viele Bahnhoefe sind ueberhaupt nicht zugaenglich.
Und fast jede Kneipe in Hamburg, viele kleine Laeden usw. haben Stugen oder
kleine Treppchen (Souterrain) vor der Tuer. Dinge, die mir als Blindem kaum
aufgefallen sind ...
hier ist m. . kein "Konkurrenzdenken" angbebracht, wenn die
Rollstuhlfahrerverbaende lauter scrheien, tun sie es zurecht, denn auch fuer
diese Leute ist die Umwelt weit davon entfernt behindertengerecht zu sein:
Leben spielt sich schliesslich nicht in nur in oeffentlichen Gebaeuden ab.
Schlimm ist es dann noch, wenn der sog. "Denkmalschutz" ins Spiel kommt.
Der hat sogar verhindert, dass in einem Hamburger Schulgebaeude ein Aufhzug
fuer Rollstuhlfahrer installiert werden durfte. Als ob Bauten wichtiger sind
als Menschen - aber Kuenstler und Aestheten leben ja sowieso in einer Welt,
die nicht die der Realitaet ist ...
Diese Zeilen sollen nicht sagen "andere haben es ja noch viel schlimmer" -
aber von der "behindertengerechten Umwelt" und vor allem der
"behindertengerechten Denke" in der Gesellschaft sind wir wohl alle, egal,
was ab ist oder nicht mehr funktioniert, gleich weit entfernt ...
Gruss Andreas