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Re: Erzieherische Einwirkung auf Web-Site-Gestalter
- Subject: Re: Erzieherische Einwirkung auf Web-Site-Gestalter
- From: wualex1_bEi_mvmhp64.ciw.uni-karlsruhe.de (Wulf Alex)
- Date: Sun, 12 Dec 1999 14:07:56 +0100 (MET)
> Gerade habe ich die HomePage meiner Heimatstadt besucht
> (www.greifswald.de). Wie die sich unter LYNX darstellt, ist kein
> Einzelfall: "Frame 1 / Frame 2 / Frame §" usw. bis 8. Sonst gar nichts!
Hier ein kurzer Text, den ich fuer meine Kollegen geschrieben habe:
Empfehlungen zur Gestaltung von Webseiten
=========================================
Die WWW-Eingangsseiten (index.html) der Fakultaet und der Institute
sollen:
- schnell geladen werden,
- keine Probleme bereiten,
- Suchmaschinen entgegenkommen,
- dem Betrachter Information vermitteln,
- leicht zu pflegen sein.
Ein Besucher, der bereits von der Eingangsseite vergrault wird, liest
nicht weiter. Umgekehrt akzeptiert ein Besucher, der eine gute Eingangs-
seite gefunden hat, bei den Folgeseiten kleine Unzulaenglichkeiten eher.
Kurze Ladezeiten erfordern:
- Verzicht auf Grafik, Applets, Lauftexte und/oder Sound,
- Beschraenkung auf zwei Bildschirme Laenge,
- syntaktische Korrektheit.
Das Rektorat wuenscht eine gewisse Einheitlichkeit aller Seiten aus
unserer Universitaet. Dazu gehoert im Kopf jeder Seite die Grafik
mit dem Oktogon und dem Schriftzug der Universitaet. Ein Test der
gegenwaertigen Eingangsseite der Fakultaet bei einer Maschine in
England ergab 3 sec Ladezeit fuer die Grafik, 2 sec fuer den Rest.
Das heisst, in den Eingangsseiten auf jede Grafik mit Ausnahme der
unvermeidlichen Kopfleiste zu verzichten, insbesondere auf die
Fussleiste mit den Bildchen fuer Email und aehnliches, die besser
durch Text ersetzt werden. Gibt man bei Grafiken (IMG) die Groesse
an, baut ein Browser den Text vollstaendig auf, ehe er ans Berechnen
der Bilder geht. Auf diese Weise hat der Betrachter bereits etwas
zu lesen, bevor die Seite vollstaendig erzeugt ist. Hintergund (Tapeten)
kosten ebenfalls Uebertragungszeit. Ich freue mich jedesmal, wenn
beim Laden einer Webseite nach zehn Sekunden wenigstens schon einmal
der Hintergrund zu sehen ist. Hyperlinks, die auf ein Verzeichnis
fuehren (nicht auf eine Datei), enden korrekt mit einem Schraegstrich:
http://www.ciw.uni-karlsruhe.de/mvm/
Fehlt der Schraegstrich, ergaenzt ihn der WWW-Server nach laengerem
Suchen.
Zu jeder Grafik (IMG) gehoert ein alternativer Text (ALT). gif-Grafiken
werden von allen grafikfaehigen Browsern angezeigt, jpeg-Grafiken
nicht von allen. Andererseits ist gif ein proprietaeres Format, was
zu Lizenzforderungen fuehren kann. jpeg ist frei. Ich ziehe ich jpeg vor,
benutze aber auch noch gif.
Applets, Scripts, Lauftexte und derartige Errungenschaften haben auf
einer Eingangsseite nichts zu suchen. Lauftexte vertragen im uebrigen
keine Sonderzeichen (Umlaute), ebensowenig wie die Titelleiste (TITLE).
Die syntaktische Korrektheit einer Webseite laesst sich mit
Programmen wie "tidy" pruefen. Das Programm findet sich unter:
http://www.w3.org/People/Raggett/tidy/
Ich rufe es mit den Optionen "-ium" auf; es korrigiert einfache Fehler
selbstaendig.
Probleme bereiten:
- Frames,
- Tabellen,
- kleine Schriften,
- Lauftexte,
- undurchdachte Farbkombinationen (schwarzer Text auf Blau),
- legale, aber nicht weit verbreitete Features von HTML.
Aeltere Browser, die Vorleseprogramme (Screenreader) blinder Benutzer
sowie eine Reihe von Suchmaschinen kommen mit Frames nicht zurecht.
Ausserdem kosten Frames Platz auf dem Bildschirm. Letzteres spielt
keine Rolle, wenn man - wie ich im Institut - einen 20-Zoeller hat.
Daheim habe ich nur einen 14-Zoeller, da ist der Platzverbrauch der
Frames laestig, zumal wenn kein Gewinn an Zeit oder Information
damit verbunden ist. Tabellen werden manchmal dazu missbraucht, ein
bestimmtes Layout einer Seite zu erzwingen. Damit schliesst man
wie mit Frames einige Benutzer aus. Zu einer wirklichen Tabelle
gehoert eine Zusammenfassung (summary). Das Vorschreiben bestimmter
Schriftgroessen oder -typen ist ebenfalls eine Unsitte. Der Leser soll
entscheiden, welche Groesse er als angenehm empfindet. Augen sind
unterschiedlich und werden mit dem Alter nicht besser. Schwarze
Schrift auf dunkelblauem Hintergrund ist kaum zu erkennen, aber im
WWW nicht selten anzutreffen. Laut Rektorat sollen unsere Seiten
einen weissen (#ffffff) Hintergrund ohne Muster zeigen. Lauftexte
mit Sonderzeichen erzeugen in manchen Browsern bei jedem Durchlauf
eine Fehlermeldung. Der Leser kann diese Meldungen gar nicht so schnell
wegklicken, wie sie entstehen. Das Ausnutzen aller Features von
HTML 4.0 - immerhin seit zwei Jahren bekannt - fuehrt mit Sicherheit
dazu, dass kein Browser die Seite wiedergeben kann.
Eine neue Webseite soll man wenigstens mit zwei verschiedenen
Browsern (meist Netscape und Explorer, aber es gibt weitere) testen,
ehe sie veroeffentlicht wird. Man kann eine Seite auch bei:
http://www.home.unix-ag.org/~sfx/lynxit.html
testen lassen; dann sieht man, wie sie ein einfacher Textbrowser
darstellt. Einen Test auf Blindenfreundlichkeit findet man bei:
http://www.cast.org/bobby/
Hier erfaehrt man auch die Ladezeiten. Das W3-Konsortium hat unter:
http://www.w3.org/TR/WAI-WEBCONTENT/
"Web Content Accessibility Guidelines" veroeffentlicht, die jeder
Web-Autor kennen und beherzigen sollte.
Suchmaschinen kommt man entgegen, wenn man im Kopf (HEAD) einer
Seite mittels META-Tag Stich- oder Schlagwoerter angibt, gegebenenfalls
in mehreren Sprachen. Ausserdem sollen Dateinamen und Ueberschriften
aussagekraeftig, aber nicht zu lang sein. Man kann eine neue Seite
von einem Eintragsdienst wie:
http://www.metacrawler.de/eintragsdienst/eintragsservice.htm
bei mehreren Suchmaschinen eintragen lassen und somit die Ausbreitung
der Kenntnis ueber die Seite beschleunigen. Notwendig ist das nicht.
Ein Betrachter - jedenfalls aus den von uns angepeilten Kreisen - will
moeglichst schnell an die Informationen kommen, die er sucht.
Auf unseren Webseiten machen wir nicht Reklame fuer Waschpulver oder
Benzin, sondern geben Auskuenfte. Unsere Werbung besteht darin,
dass wir die Auskuenfte schnell, vollstaendig und richtig geben.
Alles, was blinkt, zappelt oder quietscht, ist auf einer Eingangsseite
ueberfluessig und kostet Zeit, ebenso Seiten, die kaum Informationen
enthalten. Ich freue mich jedesmal, wenn beim Laden einer Webseite nach
zehn Sekunden ein Firmenlogo erscheint mit der Aufforderung, es
anzuklicken, falls man mehr wissen will. Zugriffszaehler sind Unsinn,
wenn sie nicht zwischen echten Besuchern und Robots differenzieren.
Nur die Analyse des Protokolls des Webservers ergibt verwertbare
Erkenntnisse.
Zu den Informationen jeder Webseite gehoert auch am Fuss der URL der
Seite (fuer den Fall, dass jemand die Seite ausdruckt und aufhebt),
das Datum der juengsten Aenderung und die Email-Anschrift des Autors
oder Webmasters.
Die Pflege einer Sammlung von Webseiten erfordert mehr Muehe als ihre
Erschaffung, da die Pflege nie ein Ende nimmt. Man soll sich daher
gut ueberlegen, ob man alle Seiten parallel auf Deutsch und Englisch
veroeffentlicht. Ich ziehe es vor, die Seiten nur auf Deutsch
herauszugeben, aber die Ueberschriften mehrsprachig abzufassen.
Nebenbei: Gerade in Karlsruhe sollte auch Franzoesisch dazu gehoeren.
Cascading Style Sheets erleichtern die Pflege einheitlich aufgebauter
Seiten, die wenigsten Browser unterstuetzen jedoch gegenwaertig die CSS.
Bei einer groesseren Sammlung von Webseiten sollte man auch an ein
Revision Control System wie RCS oder CVS denken. Eine lokale Suchmaschine
mit einem woechentlich aktualisierten Index erleichtert dem Besucher
das Finden von Informationen.
Dies sind die kurz gefassten Erfahrungen eines Benutzers, der sich
seit fuenf Jahren im WWW nicht nur aus Langeweile herumtreibt.
Sie brauchen ihm nicht zu glauben, auf:
http://www.ciw.uni-karlsruhe.de/technik/technik2.html#www
finden Sie die Empfehlungen anderer erfahrener WWW-Benutzer.
1999-11-26 W. Alex, wulf.alex_bEi_mvm.uni-karlsruhe.de
--
Wulf Alex, Universitaet Karlsruhe, Tel. 0721/608 - 2404, Fax 0721/693965
http://www.ciw.uni-karlsruhe.de/mvm/personen/alex.html
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