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Re: Rueckschlaege bei der Audiodeskription
- Subject: Re: Rueckschlaege bei der Audiodeskription
- From: Dr.Friedebold_bEi_t-online.de (Detlef Friedebold)
- Date: 23 Dec 1999 10:25:00 +0200
## Nachricht vom 23.12.99 weitergeleitet
## Ursprung : hoerfilm_bEi_lists.uni-marburg.de
## Ersteller: J.HOENEKE_bEi_t-online.de
liebe hoerfilmfreunde, lieber herr trinkus,
das mit dem steinigen wollen wir doch mal besser unterlassen, gerade einen tag
vor weihnachten...
ausserdem bitte ich meine kleinschreibung zu entschuldigen, mit meinem
zweifingersystem geht es aber weitaus schneller.
zunaechst haette ich eine frage zum tatort von gestern in die runde: weiss jemand,
warum - entgegen der ankuendigung des swr - die ad gestern sowohl digital als auch
analog auf astra aufgeschaltet wurde?
zu der diskussion um die beschwerdemails und die abschaltungen bzw.
nichtausstrahlungen der ad moechte ich noch kurz einige dinge anmerken:
vieles von dem, was herr trinkus schreibt, ist sicher nachvollziehbar und
diskutierbar. dennoch moechte ich die ansicht vertreten, dass die bisherigen
beschwerdemails der letzten tage an die ard der richtige weg sind, und zwar aus
einem simplen grund: man darf nun nicht ernsthaft erwarten, dass sich die
mitarbeiter dort differenziert mit jeder zuschauerzuschrift auseinandersetzen.
das ist zwar bedauerlich, aber die realitaet. insofern ist es vor allem wichtig,
dass die botschaft ankommt, und die sollte ja lauten: protest gegen die vorgaenge
der letzten tage. was naemlich bei der ard unterm strich vor allem gezaehlt wird,
das weiss ich aus erfahrung, sind anzahl und vehemenz von protestschreiben, wobei
die anzahl das wichtigste ist. dies wird dort statistisch fest gehalten.
und daher sollten wir nicht in erster linie versuchen, die entscheidungstraeger
(die unsere schreiben vermutlich sowieso nicht persoenlich erhalten werden)
argumentativ zu ueberzeugen (wobei ja alle mir bekannten mails sehr ueberzeugend
und differenziert formuliert waren), sondern den protest zahlreich und deutlich
hoerbar zu machen. zumindest ist das fuer den einzelnen zuschauer sinnvoller.
verbandsfunktionaere koennen die interessen sicher auf anderer ebene und in anderer
form vertreten.
das mag simpel klingen, so sind aber die mechanismen des massengeschaetes
fernsehen: nur wer sich gehoer verschafft, wird auch gehoert.
genau das meinte herr benecke am montag vermutlich, als er zum protest
aufforderte, weil er sich als "insider" mit den regeln auskennt.
herrn trinkus kann ich in einem punkt ueberhaupt nicht zustimmen: der umstand,
dass auch andere organisationen "vorgefertigte" antwortschreiben verfassen und
versenden, wie in der zuschauerredaktion der ard geschehen, rueckt dies ein kein
besseres licht. der- oder diejenige, der oder die mit muehe ein schreiben
verfasst, sollte einen anspruch darauf haben, eine persoenliche antwort zu
erhalten. dass sich einige ueber das formschreiben der ard geaergert haben, kann
ich jedenfalls sehr gut nachvollziehen. in meiner arbeit als redakteur wuerde ich
auf eine solche idee jedenfalls nicht kommen, zumal der schaden, wenn es denn
bekannt wird (wie hier geschehen), viel groesser ist als der vermeintliche nutzen
der zeitersparnis.
in diesem sinne moechte ich jeden ermutigen, die eigenen interessen auch weiter
offensiv zu vertreten. nichts anderes haben uebrigens die ca. 60 anrufer beim br
auch getan, die die abschaltung der ad im br forderten. wie man weiss, mit erfolg.
dies soll nun kein aufruf zum hauen und stechen sein, aber: wer etwas zu sagen
hat, der soll sich auch trauen, dies zu tun. in eigener sache.
ein wort sei mir als sehendem zu der mail von herrn trinkus noch gestattet: ich
kann mich natuerlich nur schwer in die belange eines nicht-sehenden zuschauers
hineinversetzen (und gebe auch zu, dass ich die ad gestern im tatort, von dem ich
nur den anfang gesehen habe, als stoerend empfand: zuviel, zu lauter und zu
schneller text), dennoch meine ich, dass eine vertretung der eigenen interssen
nichts mit fundamentalismus oder nichtwahrnehmung der umwelt zu tun hat. soll
heissen: die lobby der sehenden mehrheit ist sicher gross genug, und deshalb
schadet es nicht, wenn blinde zunaechst auf ihre eigenen interessen aufmerksam
machen. und erinnern wir uns: es ging doch nicht darum, dass nun jede sendung mit
ad ausgestrahlt werden soll, sondern nur um widerspruch dagegen, dass ein fertig
mit ad produzierter (und als solcher angekuendigter!) film unter nicht gerade
erfreulichen umstaenden aus dem programm genommen wurde, und ein anderer (was ich
persoenlich viel schlimmer finde) einfach abgeschaltet wurde.
auch in bezug auf die dritten programme moechte ich herrn trinkus widersprechen.
natuerlich ist es noch keine diskriminierung, wenn "nicht mehrheitsfaehige"
programme in dritte programme verlegt werden. dieser trend, der ja schon seit
jahren anhaelt und das erste programm der ard zu einer quotenmaschine verkommen
liess, ist dennoch hoechst bedenklich.
dass es besserer information bedarf, ist sicher richtig. mit ebensolcher
sicherheit wird es - siehe oben - heute einigen aerger bei tatort-fans geben, die
keine ad haben wollten und diese jetzt auf ihrem band vorfinden werden. daher
sollte die moeglichkeit bestehen, bei filmen mit ad waehlen zu koennen zwischen den
einzelnen tonvarianten. bei der digitalen ausstrahlung waere das ja auch technisch
moeglich. es nutzt aber nichts, wenn die zuvor gemachten ankuendigungen, hier z.b.
"ad nicht ueber satellit" dann doch kurzfristig ueber den haufen geworfen werden.
so, das soll es gewesen sein, ich danke allen, die sich fuer die hoerfilme
engagiert haben und dies weiterhin tun und wuensche allen ein frohes
weihnachtsfest und alles gute fuer's kommenden jahr.
juergen hoeneke