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Voicechat - uebers Internet miteinander per Sprache reden



Hallo, vor einiger Zeit hat Michael zu diesem Thema einen Beitrag gepostet,
der nur wenig Beachtung gefunden hat. Daher versuche ich es mal erneut:
 
Unter der Adresse www.voxware.com kann man sich ein Programm fuer Win95
herunterladen, mit dessen Hilfe es moeglich ist, durchs Internet miteinander zu
reden. Dabei geht es nicht ums Telefonieren durchs Netz, worueber ja staendig in
allen Medien berichtet wird, sondern um eine Konferrenzschaltung, d. h. jeder
hoert jeden, und jeder kann etwas sagen. Voicechat ist also vielmehr mit
Funkverkehr vergleichbar. Die eigene Aussendung geht an einen der beiden
Server der Herstellerfirma Voxware und wird dort an alle anderen derzeit
angemeldeten User weitergereicht. Auf diese Weise hoert jeder jeden. Beim Start
des Programms wird man gefragt, auf welchem Server - es gibt zwei - man sich
einloggen moechte. Die Adressen und andere Parameter sind dem Programm bekannt,
so dass man wirklich nur zwischen Server1 und Server2 auswaehlen muss.
Vorausgesetzt der Server ist nicht ueberlastet, was am Wochenende desoefteren
mal vorkommt, meldet das Programm einen beim gewuenschten Server an, und man
erhaelt die Liste aller derzeit aktiven Kanaele. Die Pfeiltasten sind der
Kanalschalter des Internet-Funkgeraetes. Der Kanalname wird von Jaws
mitgelesen, und ueber die Soundkarte hoert man die anderen schon reden, sobald
man auf einen Kanal geht. Die Kanaele werden uebrigens bei Voxware als Raeume
bezeichnet also ganz im Sinne eines Cyberspace, eines virtuellen Raumes, in
dem man sich mit anderen Leuten aufhaelt. Zum Sprechen drueckt man die
Leertaste. Sie ist gewissermassen die Ptt. Man wartet bis man einen Piepston im
Lautsprecher hoert. Nun kann man losreden. Man laesst die Sprechtaste wieder los
und horcht.
 
Unabhaengig davon, ob so etwas wirklich sein muss oder nicht, hat mich die
Technik gereizt, es mal auszuprobieren. Die Tonqualitaet ist bescheiden. Sie
klingt wie eine D-Netz-Verbindung mit viel Baessen, hauchig, rau und oft
verzerrt, weil die Leute ihre Microphoneingaenge uebersteuern. Die
Datenreduktion ist so stark, dass die Stimme unnatuerlich klingt. Vielleicht hat
einer der Funkamateure hier schon einmal eine SSB-Verbindung ueber Aurora
gehoert. Dann weiss man, was ich meine. Dennoch macht es Spass, es mal zu testen.
Als Medium zur Kommunikation per Sprache ist mir die Qualitaet viel zu
schlecht. Da ist eine leicht gestoerte SSB-Verbindung mit mittlerer
Feldstaerke (dein Raport ist 5 und 4) angenehmer. Das mag aber auch
Geschmackssache sein. Ich mag diesen Digitalsound nicht. Daher mag ich auch
keine langen Telefonate ueber mein Handy. Die Signallaufzeiten sind erstaunlich
gut. Sie betragen ca. ein bis zwei Sekunden. Auf beiden Servern gibt es den
Kanal "loopback". Ueber diesen wird einem die eigene Aussendung
zurueckgesandt. So kann man sich selbst hoeren. Am meisten hoert man natuerlich
Amis. Manchmal treffen einige Blinde zusammen. Es hat sich eingebuergert, den
Blindenkanal "Blindtalk" zu nennen. Diesen gibt es schon, oder man gruendet ihn
selbst, was mit ctrl+d ganz einfach geht. Wie gesagt ging es mir nur um die
technische Machbarkeit. Auf vielen Kanaelen hoert man nur Gelaber und
angemache von versifften Typen (Maenner und Frauen). Das muss man sich
wirklich nicht antun. CB-Funk eben! Ist ja zum Ortstarif und Ortsgespraeche
kosten drueben bekanntlich oft nichts.
 
Wer nicht mindestens einen Pentium mit 75 oder besser 100 mHz und 16 mB Ram
zur Verfuegung hat, braucht gar nicht erst anzufangen. Zunaechst sollte man
sicherstellen, dass die Soundkarte eingerichtet ist und ordnungsgemaess
arbeitet. Man benoetigt natuerlich zusaetzlich zu den Lautspraechern auch ein
Microphon. Ein Kopfhoehrer ist empfehlenswert, um Rueckkopplungen zu
vermeiden. Eine Rueckkopplung aeussert sich wegen der hohen Laufzeiten aber
nicht als Pfeifen, sondern als Echo. Auch das Dfue-Netzwerk muss
funktionieren. Dann laed man sich die knapp 1.6 mByte auf die heimische
Festplatte. Es gibt zwei Versionen, eine normale und eine andere, die in Java
geschrieben ist. Man muss die nicht-java-Version nehmen. Ich glaube, die
letzte Versionsnummer lautet 1.6. Die Installation ist wirklich einfach. Jaws
und sicher auch die anderen Screenreader lesen alles richtig mit. Beim Zugang
ist zu beachten, dass man nicht hinter einer Firewall sitzt, da sonst die
benoetigten Ports nicht durchgelassen werden. Bei meinem Provider Shlink gibt
es hinsichtlich der Geschwindigkeit keine Probleme. Michael berichtete mir,
dass es ueber Compuserve nicht so gut ginge.
 
Wer also schon die ersten Gehversuche mit Win95 hinter sich hat, sollte es
ruhig mal ausprobieren. Vielleicht bekommen wir ja mal eine kleine
Fblinu-Runde zusammen.
 
Hasan