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fw: Am PC wieder sehen lernen



Vielleicht interessiert es jemanden.

Wolf-Dietrich Trenner
Foerdergemeinschaft fuer Taubblinde e.V.
http://selbsthilfe.seiten.de

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Datum: 01.09.1998
Absender:  Kornelia Suske
Einrichtung: Klinikum der Otto-von-Guericke-Universitaet Magdeburg

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Am PC wieder sehen lernen

Sperrfrist 01. September 1998: In der juengsten Ausgabe von Nature Medicine
veroeffentlichen Wissenschaftler der Magdeburger Universitaet die Ergebnisse
von zwei klinischen Studien ueber die Reparaturfaehigkeit des menschlichen
Gehirns bei teilerblindeten Patienten.


Neue Hoffnung fuer Patienten, bei denen etwa nach einem Schaedelhirntrauma
oder einem Schlaganfall das Sehvermoegen eingeschraenkt ist: Wissenschaftlern
der Magdeburger Universitaet ist es gelungen, Computerprogramme zu
entwickeln, mit denen Patienten visuelle Stoerungen zu Hause unter Anleitung
mit Erfolg behandeln koennen (Nature Medicine, Vol. 4, S. 1083 - 1087).

Jedes Jahr werden rund 300 000 Schaedel-Hirnverletzte und 200 000 Patienten
mit Hirngefaesserkrankungen, beispielsweise nach einem Schlaganfall in
deutschen Krankenhaeusern medizinisch betreut. Mindestens bei der Haelfte von
ihnen ist von bleibenden Dauerfolgen, wie Laehmungen, Sprachschwierigkeiten,
Gedaechtnisproblemen und Seh- oder Hoerstoerungen auszugehen. Noch bis 1980
galt die Ansicht, dass Sehstoerungen nach einer Hirnlaesion unheilbar sind.
Inzwischen gibt es jedoch eine Reihe von Forschungsergebnissen, die zeigen,
dass eine Besserung durch eine spezifische Behandlung moeglich ist.

Eine Arbeitsgruppe am Institut fuer Medizinische Psychologie der
Otto-von-Guericke-Universitaet unter der Leitung von Dr. Erich Kasten
entwickelt und validiert seit nunmehr fuenf Jahren computergestuetzte
Diagnose- und Therapieverfahren fuer Patienten mit Hirnschaedigungen.
"Zentrales Thema ist die Wiederherstellung ausgefallener Sehleistungen",
informiert Institutsdirektor Professor Dr. med. Bernhard Sabel, Ph.D.. In
Zusammenarbeit mit der Universitaetsaugenklinik Magdeburg haben die
Neurowissenschaftler vor kurzem zwei klinische Studien zu diesem Thema
erfolgreich abgeschlossen, deren Ergebnisse in der September-Ausgabe von
Nature Medicine veroeffentlicht werden.

Fuer jeden hirngeschaedigten Patienten wird ein individuelles
Computer-Trainingsprogramm entwickelt. Ausgangspunkt ist die Ausmessung des
Gesichtsfeldes. Auf einer grafischen Karte, die zur Erarbeitung der
Trainingsprogramme notwendig ist, wird der Umfang der Ausfaelle von Teilen
des Gesichtsfeldes (Skotome) und die Lage der fuer die Therapie wichtigen
Uebergangszonen dokumentiert. Bislang wurden in Magdeburg ca. 60 Patienten
behandelt und dabei signifikante Besserungen des Sehvermoegens festgestellt.
Die Programme werden so geschrieben, dass sie sich genau auf das Niveau des
Benutzers einstellen. Bei richtigen Loesungen wird das Schwierigkeitsniveau
immer hoeher, bei Fehlern wird es wieder leichter.

Bernhard Sabel: "Es handelt sich hier also um weltweit den ersten Nachweis,
dass eine durch Hirnschaedigung verursachte Teilerblindung verbessert werden
kann. Dies unterstreicht die enorme Reparaturfaehigkeit des menschlichen
Gehirns und schafft neue Hoffnung fuer Patienten mit Sehschaedigungen."

Weitere Auskuenfte erteilt gern:
Prof. Dr. Bernhard Sabel, Tel. 0391/ 6117100, Fax 611 7103,
E-mail: Bernhard.Sabel_bEi_Medizin.Uni-Magdeburg.de