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Re: Rundfunkgeb|hren, abschliessendes



In article <199908091020.MAA04805_bEi_narvi.c-lab.de>, you wrote:
>Zur generellen Diskussion ein paar bewusst provokative Fragen:
>1. Nur ein geringer Anteil er Blinden beherrscht die Blindenschrift.
>   Woran erkennt eine Behoerde, welchem Blinden ein Braillebrief zu
>   schicken ist und wie wird mit denjenigen umgegangen, die weder
>   Braille noch Normaldruck lesen koennen?

Eine Moeglichkeit waere, die Rechnung per E-Mail zu versenden. 
Ich weiss, dass im Alter der Umgang mit dem PC ggf. nicht als Alternative 
in Betracht kommen mag. Dennoch kenne ich eine ganze Reihe von Leuten, 
bei denen das dennoch klappt. Ich weiss auch, dass eine Versendung von Rech-
nungen per E-Mail rechtlich noch nicht reibungslos laeuft. Hier scheinen 
mir aber wegen der Moeglichkeit, eine verschluesselte Signatur zu benutzen,
die Moeglichkeit am chancenreichsten. Auch fuer Sehende wird schon an einer
derartigen Loesung gearbeitet, und in Hamburg faengt ein Gericht sogar schon
an, Klagen per E-Mail zuzulassen.

>2. Die Produktionskosten fuer Brailledokumente sind aus bekannten
>   Gruenden hoeher. Nun kommen auf die Firmen noch die hohen
>   Versandkosten zu, da sie ja nicht mehr portofrei als Blindensendung
>   verschicken duerfen.

Stimmt. Hier ist anscheinend was schiefgelaufen, was die Blindensendungen
angeht. 

>3. Wie erklaere ich einem aussenstehenden, dass ich Blindengeld bekomme,
>   von der Krankenkasse ein Vorlesesystem und dann noch Probleme
>   mit Normaldruckdokumenten?


Ich bekomme von meinem Mobilfunkanbieter haeufig Infos in Hochglanzprospekten.
Die zu lesen, ist teilweise per Scanner eine Katastrophe. Die Mobilfunk-
rechnung meines Anbieters selbst kann ich hingegen recht problemlos scannen
und pruefen. Leider ist dieses Beispiel aber keine Selbstverstaendlichkeit.
Zahlen koennen im Einzelfall fuer Texterkennungen ein rotes Tuch sein, z.B.
in Preislisten.

>4. Angenommen, eine Firma wuerde jedem Blinden als Erstattung der
>   Vorlesekosten der Normaldruckrechnung einen bestimmten Rabat
>   einraeumen oder alternativ eine Brailledruckrechnung ausstellen,
>   aber ohne Rabat. Welche Variante wuerde wohl bevorzugt?
>   Die Antwort kann ich auf Grund meiner Handy-Umfrage erahnen.
>   (Allerdings bin ich auch sehr froh ueber diejenigen, die mir ehrlich
>   und offen geschrieben haben, dass sie nicht bereit waeren fuer ein
>   blindengerechtes Mobiltelefon einen Aufpreis zu zahlen.=

Zum Thema Mobiltelefon hier nur so viel. Ich komme erst jetzt langsam dahin-
ter, welche Funktionen interessant sind und stelle zu meiner Ueberraschung
fest, dass nicht das Telefon selbst die dicksten Hammer an Unzugaenglichkeit
produziert, sondern die Gebrauchsanleitung. Insofern wuerde ich auch im
hier aktuellen Fall an den Stellen versuchen, etwas zu erreichen, die uns
und Sehenden gemeinsam helfen (E-Mail oder Datentraeger/Internet fuer 
Korespondenz). Alles Weitere ist wuenschenswert, aber es ist offen, ob 
wir das durchsetzen koennen.>
>Ueber eine Diskussion dieser Problematik wuerde ich mich sehr freuen.
>Aber bitte keine Polemik. Dazu ist dieses Thema viel zu wichtig.

Zustimmung. Zumal sich Polemik auch als rhetorisches Mittel extrem schnell
verbraucht. Zugegeben ist es manchmal durchaus ein sinnvolles Mittel. 
Aber die Gefahr besteht, dass man anschliessend denjenigen, den man ueberzeugen
oder auch vielleicht mal ueberrumpeln will, mangels Gemeinsamkeiten nicht
ins Boot bekommt. Es geht nicht darum, dass wir uns ueber den Tisch ziehen
lassen sollen. Aber das Schaffen einer gemeinsamen Basis ist fuer Ueberzeu-
gungsarbeit jedenfalls auf einem Mindestniveau unerlaesslich. Auch gesetzliche
Aenderungen sollten in diesem Sinne nicht nur als Druckmittel, sondern auch
als Leitlinie verstanden werden, die auch Sehenden, die an sich hilfsbereit
sind, einen Rahmen an die Hand geben. Lieber ist es mir doch, das gleiche
Ziel ohne gesetzliche Aenderungen zu erreichen. Mir ist klar, dass das 
nicht immer machbar ist.
>Schoenen Gruss
>                       Jens-Uwe