Beschwerdebriefe

[Dr.Friedebold_bEi_t-online.de (Detlef Friedebold)]

## Nachricht vom 23.12.99 weitergeleitet
## Ursprung : hoerfilm_bEi_lists.uni-marburg.de
## Ersteller: DR.FRIEDEBOLD_bEi_T-ONLINE.de

Hallo Juergen,
hallo in die Runde!

Leider erhalten die Fernsehanstalten relativ wenig Rueckmeldungen von  
Blinden und Sehbehinderten auf Filme mit Audiodeskription. Im Laufe der  
Zeit duerften das sogar noch weniger werden, denn wer ist schon bereit,  
regelmaessig wegen der Hoerfilme zu schreiben.

Die beiden spontanen Entscheidungen, die Audiodeskription abzusetzen bzw.  
abzubrechen, geben uns Gelegenheit, noch einmal deutlich zu machen, wie  
sehr wir auf die Audiodeskription angewiesen sind.

Es ist vollkommen richtig, wenn Du schreibst,die Informationspolitik der  
Fernsehanstalten muesste verbessert werden, damit jeder Sehende in der Lage  
ist, den zweiten Tonkanal abzuschalten. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass  
man nur dann bereit ist, eine solche Information auch zu verarbeiten, wenn  
man in eine solche Situation auch kommt.

Ich meine schon, dass es auch fuer den Sehenden zumutbar ist, einmal nach  
der Bedienungsanleitung des Fernsehgeraetes zu greifen, um die richtige  
Taste dafuer zu finden. Fuer die Fernsehanstalten waere es aber auch wichtig  
zu sagen, dass der zweite Tonkanal abstellbar ist. Jeder sehende Zuschauer,  
der die Taste einmal gefunden hat, gehoert nicht mehr zu den  
Beschwerdefuehrern.

Die Zahl der gesendeten Hoerfilme hat sich in den letzten Jahren deutlich  
erhoeht. Machen wir uns aber nichts vor, es werden immer nur Bruchteile der  
Sendungen sein, die mit Audiodeskription ausgestrahlt werden und die  
Bruchteile muss der Sehende auch akzeptieren.

Sicherlich haette sich bei "Jenseits der Stille" niemand aufgeregt, wenn  
der Film im Vorab in Stereo und ohne Audiodeskription angekuendigt worden  
waere. Die kurzfristige Ruecknahme dieser entscheidung  zeigt aber deutlich,  
wie man tatsaechlich bei den Sendeanstalten zur Audiodeskription steht.  
Gerade bei  der ARD wird sie noch als laestige Verpflichtung angesehen.  
Hier ist also weiterhin Aufklaerung angesagt und da kann jeder Brief  
helfen.

Nochmals ein frohes Weihnachtsfest

mit herzlichen Gruessen

Detlef