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Re: Technik des Optacon
- Subject: Re: Technik des Optacon
- From: mhaenel_bEi_lynet.de (Matthias Haenel)
- Date: 05 Dec 1998 13:53:00 +0100
Anton.Lindenmair_bEi_t-online.de meinte am 03.12.98 um 23:39 zum Thema "Re:
Technik des Optacon":
> auch ich absolvierte - etwas spaeter als Matthias - von September 1974
> bis April 1976 die Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann in
> Heidelberg.
[...]
> Zunaechst verwendeten wir das Optacon dazu die vom Kettendrucker
> ausgedruckten Listen und die Lochkarten zu lesen.
Das Lesen der Lochkarten war besonders bei einem mit einem neuen Farbband
ausgeruesteten Kartenlocher unproblematisch.
> Begeistert wie wir damals von allem was mit Computern zusammen hing
> waren,
> brachten wir so manche Stunden am Bildschirm zu und hoerten erst dann auf,
> als uns der Arm so weh tat, dass es beim besten Willen nicht mehr ging.
Auf diese Weise habe ich nicht selten einen normalen Arbeitstag mit 8 - 9
Stunden abgewickelt. Das wichtigste dabei war, das Gefuehl zu haben,
produktiv zu sein, denn man behob unloesbar erklaerte Fehler und realisierte
lang erwartete wuensche. Den Umstand, oft durch die unguenstige
Koerperhaltung Kopfschmerzen zu erleiden, nahm man als gegeben hin, und
dennoch fiel man gegenueber anderer Kollegen in der Krankenstatistik nicht
unangenehm auf. Dagegen empfinde ich es heute als wesentlich unangenehmer,
im Unterbewusstsein mit Anwendungen rechnen zu muessen, deren
Bildschirmdesign fuer das absolut aus des Zugriffes sorgt.
> Das Optacon wurde bei mir 1978 in die Ecke gestellt, als auch bei den
> Stadtwerken das Bildschirmzeitalter anbrach.
Dagegen habe ich es noch 8 Jahre laenger mit dem Optacon ausgehalten, denn
bei mir hatte erst 1986 die Braillezeile Einzug. Neben der Erleichterung
der Koerperhaltung fiel durch den Wechsel eine weitere unangenehme
Begleiterscheinung des Optacons weg - die Vibration der 144 Stifte
verursachte naemlich ein unangenhemes Geraeusch - besonders fuer die
unbeteiligten Kollegen.
> Ab dieser Zeit arbeitete
> ich mit einer elektromechanischen Braillezeile der Firma Schoenherr,
> die die folgenden 10 Jahre mehr oder weniger klaglos ihren Dienst
> verrichtete,
Leider ist der gute alte Herr Schoenherr Anfang der 80er Jahre toedlich
verunglueckt. Seine Zeilen waren uebrigens auch nicht ganz geraeuschlos.
Ausserdem bekam man Veraenderungen auf dem Bildschirm nicht automatisch mit.
Man musste, sofern ich mich recht inernnere, den Zeileninhalt immer manuell
abrufen.
> Nein, besser war es fruehr nicht, wenngleich ich mir wenn ich an die
> graphischen Benutzeroberflaechen denke da auch nicht mehr ganz sicher bin.
Es liegt natuerlich nicht nahe, der juengeren Generation etwas
vorzuschwaermen, wie gut es frueher war. Aber einige Fakten moechte ich
trotzdem ausfuehren: Als unser Kurs in Heidelberg zu Ende ging, hatte jeder
einen Arbeitsplatz. Damals konnte man sich wirklich mit einer selbst
erstellten Bewerbung noch Hoffnung machen. Auch hatten die Kollegen noch
mehr Zeit, die eine oder andere Hilfestellung zu erteilen. Abgesehen vom
Zeitfaktor kannten alle 50 Kollegen einer Programmierungsabteilung das
Systemumfeld. Letzlich gab es nur eine Systemumgebung fuer alle. Heute gibt
es nur ein bis zwei Spezialisten fuer Teilgebiete wie Buerokommunikation,
UNIX, Windows NT, ORACLE Etc. Darueber hinaus sind die Oberflaechen wirklich
die grossen Unsicherheitsfaktoren, die im uebertragenen Sinne Kopfschmerzen
bereiten.
Gruss
Matthias