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Re: Technik des Optacon
- Subject: Re: Technik des Optacon
- From: Anton.Lindenmair_bEi_t-online.de
- Date: Thu, 3 Dec 1998 23:39:40 +0100
Hallo Wolfgang, hallo alle,
auch ich absolvierte - etwas spaeter als Matthias - von September 1974
bis April 1976 die Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann in
Heidelberg.
Unser Kurs bestand aus 12 Sehbehinderten und 4 Blinden. Die Blinden
mussten etwa 6 Wochen frueher antanzen als ihre sehbehinderten Kollegen.
Diese 6 Wochen wurden ausschliesslich dazu verwendet um uns den Umgang
mit dem Optacon beizubringen und - auch das war damals noch nicht
selbstverstaendlich - um uns einem intensiven Mobilitaetstraining
zu unterziehen.
Zunaechst verwendeten wir das Optacon dazu die vom Kettendrucker
ausgedruckten Listen und die Lochkarten zu lesen. Irgendwann wurden
dann einige Bildschirmarbeitsplaetze eingerichtet und wir konnten unsere
ersten Erfahrungen mit TSO (jawohl, das gab es damals auch schon!) machen.
Mit einem speziellen Vorsatz auf der Kamera fummelten wir auf dem
Bildschirm rum. Das ging eigentlich ganz gut, nur in den Bildschirmecken
war es etwas schwieriger, da man dort die Kamera etwas anheben musste um
die Ecken abzulesen. Das seitlich einfallende Licht stoerte aber dann die
Erkennung der Buchstaben erheblich.
Begeistert wie wir damals von allem was mit Computern zusammen hing waren,
brachten wir so manche Stunden am Bildschirm zu und hoerten erst dann auf,
als uns der Arm so weh tat, dass es beim besten Willen nicht mehr ging.
Als ich dann meine Stelle bei den Stadtwerken in Augsburg antrat, war erst
einmal Schluss mit dem Bildschirm und es ging wieder zurueck zu Liste
und Lochkarte. Wenn ich mir heute ueberlege, wie das damals war, wundere
ich mich noch manchmal, dass man auf diese Art und Weise ueberhaupt
ordentlich programmieren konnte.
Oft war der Drucker schlecht eingestellt und man konnte die obere Haelfte
der Buchstaben eher raten als lesen, dann war das Farbband am Locher
so alt und verbraucht, dass man manchmal im Zweifel mit den Fingern
zusaetzlich die Loecher abtasten musste. Von den Schwierigkeiten aus
einem Kartenstapel von einigen hundert Lochkartn die falsche mit
der Nummer 00000396 herauszufischen will ich hier gar nicht reden.
Das Optacon wurde bei mir 1978 in die Ecke gestellt, als auch bei den
Stadtwerken das Bildschirmzeitalter anbrach. Ab dieser Zeit arbeitete
ich mit einer elektromechanischen Braillezeile der Firma Schoenherr,
die die folgenden 10 Jahre mehr oder weniger klaglos ihren Dienst
verrichtete, bevor die erste Piezzo-Zeile kam.
Rueckschauend muss ich heute sagen, dass der Umstieg vom Optacon auf die
Braillezeile schon eine grosse Erleichterung war. Aber irgend wie
fanden wir damals auch das Optacon ganz toll und erst dieses Geraet
ermoeglichte uns ueberhaupt die Ausbildung zum DVK zu machen.
So, jetzt muss ich aber aufhoeren, sonst komme ich mir noch vor wie ein
Opa, der nur staendig von frueher erzaehlt und dass damals sowieso
alles besser gewesen sei.
Nein, besser war es fruehr nicht, wenngleich ich mir wenn ich an die
graphischen Benutzeroberflaechen denke da auch nicht mehr ganz sicher bin.
Viele Gruesse besonders an alle ehemaligen - oder auch gegenwaertigen -
Optaconbenutzer
von Toni aus Augsburg