[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: Bester scanner, beste ocr?
- Subject: Re: Bester scanner, beste ocr?
- From: fr4a008_bEi_uni-hamburg.de (Jens-Uwe Voigt)
- Date: Thu, 03 Jun 1999 21:55:56 +0200
Hallo Peter,
Bei Deinem Wunschprofil fuer einen Scanner unter Dos wuerde ich Dir am
ehesten empfehlen, gebraucht einen Scanner mit Openbook Texterkennung
(Version 3.5e) oder ein auf entsprechendem Stand befindliches System
von Recognita zu besorgen. Die letzte Info, die ich bei einem
Testvergleich fuer Scanner unter Dos erinnere, war, dass Recognita etwas
besser in der Zahlenerkennung sein soll. Im uebrigen sind beide Systeme
wohl gut, haben aber in bestimmten Bereichen jeweils eigene Staerken und
Schwaechen. Genaueres hierzu ist mir leider nicht bekannt. Wie ich
auf meinen Vorschlag komme, findest Du unten. Ich hoffe, die dort
stehenden Ueberlegungen helfen Dir bei Deiner Entscheidung.
>- Ich suche einen stand-alone scanner, nicht ein Lesesprechsystem als
> Inselloesung, da ich bereits einen laptop und eine Braillezeile habe.
Das von Dir gewuenschte offene System duerfte
bei allen Hilfsmittelherstellern im Angebot verfuegbar sein. Das liegt -
vereinfacht ausgedrueckt - an einer uneinheitlichen Bewilligungspraxis
durch die Kassen und daran, dass insofern die Lesesysteme auch teilweise
oder sogar vollstaendig durch uns selbst finanziert werden. Die Frage
einer Inselloesung stellt sich insofern vor allem bei einer beantragten
Kostenuebernahme durch die Krankenkassen. Der Kauf eines Stand-allone
Scanners ist insoweit (bei der offenbar von Dir beabsichtigten
Eigenfinanzierung?) unproblematisch.
>- Die software laeuft unter MS DOS V. 6.22. Ich will noch nicht auf Windows
> umsteigen, da ich die Umstellungskosten und die Instabilitaet von Windows
> scheue.
Beachte, dass z.B. beim Openbook Windows bereits im Hintergrund laeuft.
Ausserdem kommt es auch bei Ms Dos zu Instabilitaeten. Ich selbst merke
das oft bei der von mir verwendeten DFUe., wo der Arbeitsspeicher nicht
ideal konfiguriert ist. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass - bedingt
durch die Schnelligkeit heute verfuegbarer Rechner - auch unter Dos
zunehmend Instabilitaeten auftreten. Die haeufigen Anfragen, die hier in
FBLINU wegen Patschprogrammen und Zusatzutilities gestellt werden, die
diese Probleme erst wieder loesen sollen, veranschaulichen dies
beispielhaft. Mich hat das schon Naechte an eigener
Installationsarbeit und einigen Datenverlust gekostet.
Hinsichtlich der Kosten vergleiche - am besten auch mit
Hilfe der hier noch eingehenden Mails -, was Du fuer ein neues Lesesystem
bezahlen musst. Es sollte nicht teurer oder genau so teuer sein, wie eine
Umruestung auf Windows. Daher auch mein Tip, ein gebrauchtes Lesesystem
unter Dos zu besorgen, wenn der Rechner weiterhin nicht unter Windows
laufen soll, und wenn Du die ganze Sache vollstaendig selbst finanzieren
willst. Bei Windowsloesungen wird uebrigens das Lesesystem u.U. billiger,
wenn Du bei einem gut arbeitenden Screenreader z.B. Omnipage oder den
Finereader nutzen willst (kenne ich nur vom Hoerensagen, da ich auch noch
unter Dos arbeite).
>- Die software hat eine prima Analyse des Seiten-layouts. Tabellen sollten
> erkannt, Grafiken und Bilder sollten aus dem Text entfernt werden, etc.
Wenn Du mit dem Seitenlayout auch Attribute wie Fettdruck im Text meinst,
gibt's spaetestens beim Abspeichern gescannter Texte in der
Textverarbeitung Aerger, weil haeufig wegen der unterschiedlichen
Schriftgroessen mehr als 80 Zeichen auf der Zeile stehen. Die Entfernung
von Grafiken und Bildern ist bei den heute erhaeltlichen offenen
Lesesystemen unter Dos an sich Standard.
>- Der erkannte Text sollte von einer software so umformatiert werden, dass
> er nicht mehr als 80 Zeichen pro Zeile hat, die Zeilen aber maximal
> gefuellt sind. Zeilen mit mehr als 80 Zeichen lesen sich mit meiner
> Braillezeile sehr schlecht.
So lange Du Dich im Browser des offenen Lesesystems befindest, ist das
mit den 80 Zeichen an sich kein Problem. Dies wird u.U. aber dadurch
erkauft, dass Zeilen eben nicht immer in ganzer Laenge beschrieben sind.
Wenn ich z.B. mit dem Openbook unter Dos Texte eingescannt habe und als
Ascii-Datei in WP5.1 ueberfuehre, haben die Zeilen immer weniger als 80
Zeichen. Dafuer werden aber in einer Exportvariante die Zeilen falsch
umbrochen. In der zweiten verfuegbaren Variante sind zwar die Umbrueche
und Zeilenlaengen gleichmaessig. Dafuer stehen dann aber zwischen den
einzelnen Worten u.U. unterschiedlich viele Leertasten. Grund: Durch die
Formatierung in Ascii gehen Textattribute wie die Schriftgroesse verloren,
was zu Konsequenzen bei den Zeilenumbruechen fuehrt.
>- Haltet Ihr die Lesekante der Fa. Baum fuer sinnvoll? Oder koennen scanner
> ohne Lesekante die Schrift in der Falz auch gut lesen?
Im Rahmen der Examenshausarbeit fuer das 1. Staatsexamen habe ich ohne die
Lesekannte Auszuege aus dem Verwaltungsrechtskommentar von Knack
eingelesen. Wenn Du den mal in der Hand hattest, weisst Du wahrscheinlich, dass
das ein ziemlich dicker Waelzer ist. Erfahrungen mit der Lesekante konnte ich
leider noch nicht machen.
>- Ist ein Einzelblatteinzug sinnvoll?
Man hat mir auch von Hilfsmittelherstellerseite bisher immer abgeraten.
Wenn Seiten nicht voellig knickfrei sind, gibt's u.U. Blattsalat. Ausserdem
kannst Du einen aehnlichen Effekt wie beim Einzelblatteinzug erreichen,
indem Du zunaechst die Texte nur als Bild einscannst und die Texterkennung
dann spaeter drueberlaufen laesst. Im uebrigen dauert das Einscannen und
erkennen heute wesentlich kuerzer als frueher (ca. 1 Min. auch bei
schlechteren Vorlagen). Insofern relativiert sich die Frage des
Einzelblatteinzuges oder des Bildeinscannens heute schon des oefteren.
>Gibt es solch eine eierlegende Wollmilchsau derzeit?
Wohl nicht. Trotzdem meine ich, die Anschaffung eines Lesesystems lohnt
sich, da sie die Hilfe durch Dritte aeusserst sinnvoll ergaenzt und
minimiert..
>
>Lohnt es sich, beim Blindenhilfsmittelhersteller zu kaufen, oder sollte man
>sich auf dem allgemeinen EDV-Markt eindecken?
U.U. wuerde ich den Scanner im freien Handel und die Texterkennung beim
Hilfsmittelhersteller kaufen. Dies gilt aber wohl nur fuer
Sonderangebote, die ja ein Hilfsmittelhersteller nicht in sein Sortiment
uebernehmen kann. Gibt's im Handel dagegen nur etwas zum Listenpreis,
duerften sich die Preise beim Hilfsmittelhersteller und im Laden fuer das
gleiche Geraet nicht unterscheiden. Bei der Software bin ich uebrigens
skeptisch, ob es da ueberhaupt noch was unter Dos laufendes im freien
Handel gibt. Daher die oben genannte Empfehlung. Achte auch darauf,
dass der von Dir gewuenschte Scanner auch zur Texterkennung voll kompatibel
ist. Das muesste in der Installationsdokumentation der Texterkennung
stehen.