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Re: Handy und Krankenhaus
- Subject: Re: Handy und Krankenhaus
- From: j-u.voigt_bEi_ngi.de (Jens-Uwe Voigt)
- Date: Fri, 24 Mar 2000 18:52:31 +0100
Hallo Bernd, hallo Liste,
Du schreibst unter anderem:
>Es gibt viele Menschen, die von technischen Geraeten abhaengen, z.B.
>derjenige, der ein Sauerstoffgeraet benoetigt. Wenn du dies alles in
>solche Erwaegungen einfliessen lassen willst, wo koennen dann noch Handy
>zugelassen werden? Fuer mich einfach nichtmehr nachvollziehbar. Dass
>Autoabgase Krebs erzeugen, weiss man auch schon einige Zeit. Und? Stellen
>wir den Autoverkehr ein? Ich bin mir sicher, dass durch den Autoverkehr
>mehr Menschen jaehrlich ums Leben kommen, wie durch Funkwellen. Aber
>unsere Gesellschaft wird eben immer Schizophrener.
damit sprichst Du IMHO den entscheidenden wunden Punkt an.
>Um nochmals auf die rechtliche Seite zu kommen. Ich wuerde mich jedenfalls
>an ein Handy-Verbot im Krankenhaus halten. Denn wenn da einer stirbt und
>da sterben oft welche grins, und die haengen dir dann ein Ding an, wird es
>wohl schwer sein, Recht zu finden. Du studierst ja Jura. Sicherlich ist
>dir auch schon der Eine oder Andere Kollege unter gekommen, dessen
>Rechtsempfinden fuer deinen Geschmack etwas merkwuerdig ist. Und Gesetze
>sind immer so, dass ein grosser Interpretationsspielraum moeglich ist. Ich
>jedenfalls wollte mich bei einem solchen Handy-Prozess denen nicht
>ausgeliefert sehen. Nichts gegen euch Juristen, aber da gibts eben genauso
>viele schraege Voegel wie im wirklichen Leben.
Ich nehme das ueberhaupt nicht persoenlich. Im Gegenteil: Genau
auf dieses Problem hatte ich mit meinen Mails der vergangenen Tage
hinweisen wollen. Alles buchstabengetreu zu sehen, fuehrt u.U.
zu hoechst schizofraenen Ergebnissen. Man sollte aber den Hintergrund fuer
Warnungen vor Missachtungen solcher gesetzlicher Verbote, die auch ich
nicht unbedingt fuer vernuenftig halte, kennen und sich bewusst entscheiden,
an welchem Ort man welches Risiko eingeht. Das ganze laesst sich noch auf
die Spitze treiben, wenn man im Fall des Handyverbotes im Krankenhaus
Untersuchungen einbezieht, denen zufolge das Telefonieren mit dem Handy
kurzfristig zu Veraenderungen des Blutbildes fuehren sollen. Mit derartigen
Ueberlegungen wird oft auf Gefahren des Telefonierens mit dem Handy direkt
am Ohr herumargumentiert. Ich habe keine Ahnung, wie diese Versuche gemacht
wurden, und ob sie ueberhaupt viel aussagen. Dazu kenne ich andere Ursachen,
die umweltbedingt sind und das Blutbild auch in gefahrloser Weise aendern,
viel zu wenig und kann die Berichte schlecht zuordnen.
Ich halte es fuer denkbar dass das Handyverbot in Krankenhaeusern auch mit
diesen Untersuchungen zusammenhaengen koennte bzw. dass Geschaedigte versuchen
wuerden, einen Zusammenhang zu diesen Untersuchungen argumentativ
herzustellen - selbst wenn er gar nicht besteht.
Trotz dieser angeblichen Gefahren nutzen sicher auch alle moeglichen Leute
heute ein Handy, obwohl sie die Ergebnisse als Beweis fuer diese Gefahr
anerkennen.
Bei so viel Schizofrenie mache ich mir aus mehrdeutigen Aussagen, die
sehr viel oder sehr wenig ueber Handygefahren besagen koennen, keinen Kopf,
sondern versuche, abhaengig von der Situation angemessen und unverkrampft
damit umzugehen.
Im Krankenhaus bin ich bisher mit Handy noch nicht gewesen und wuerde
wahrscheinlich nicht heimlich ein Handy benutzen, sondern allenfalls nach
Absprache mit dem Dienstpersonal. Ggf. bin ich auch bereit auf das Telefo-
nieren per Handy dort zu verzichten.
Aehnliche Verbote, ein Handy zu verwenden, gibt es uebrigens auch an Tank-
stellen, in Treibstoff- oder Sprengstofflagern sowie ueberall dort, wo es
unzulaessig ist, den Automotor beim Halten wegen Feuergefahr eingeschaltet
zu lassen. Weiss der Teufel, was davon durch einen wahren Kern bedingt ,
was davon ueberzogen ist. Hier soll es offensichtlich um entste-
hende Funkenbildung gehen.
Ciao
Jens-Uwe