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Re: Blinde und MIDI/HD-Recording



Hallo Niels,
leider sind die Moeglichkeiten, die uns zur Verfuegung stehen, sehr
bescheiden, um es mal gelinde auszudruecken. Die meisten Windows-Tools sind
unbrauchbar, weil sie mit vielen graphischen Elementen arbeiten, welche den
Screenreadern erst antrainiert werden muessen. Fuer Dos gibt es zu mindest im
Amateur-Bereich nichts. Ausser dem beiden bekannten Creative-Utilities Play und
Record ist sogut wie nichts zu haben. Mit diesen beiden Programmen oder mit
Standard-Programmen von Windows wie z. B. der Medienwiedergabe mplayer.exe
oder dem Recorder koennen einige Screenreader recht gut umgehen. Einige
Funktionen wie z. B. Aendern der Samplingfrequenz oder der Samplegroesse lassen
sich auch in speziellen Sound-Bearbeitungsprogrammen wie Cooledit oder
Steinbergs Wavelab nutzen, weil sie aus den Programmenues heraus aufgerufen
werden koennen. Aber wohl eine der wichtigsten Funktionen, das Schneiden, habe
ich bisher nicht hinbekommen. Man muss die Anfangs- und Endemarker immer mit
der Maus setzen. Schoen waere es, wenn man Tasten fuer Blockanfang und Blockende
haette, die man waehrend der Wiedergabe druecken kann. Dann haette man einen
Block, den man ausschneiden koennte.  Ferner muesste man mit den Cursor-Tasten
ganz gezielt vor und zurueck spulen koennen.
 
Es soll ein Windows-Programm mit dem Namen "red roaster" oder so aehnlich
geben, fuer das der Hersteller auf Wunsch eine Bedienkonsole mitliefert. Dabei
handelt es sich um ein kleines Schaltpult, was an eine serielle Schnittstelle
angeschlossen wird. Ueber dieses Pult lassen sich dann die typischen Funktionen
einer Mehrspurmaschine quasi hardwaremaessig bedienen. Dieses Programm setzt der
schwedische Rundfunk fuer seine blinden Mitarbeiter ein. Dort werden Sendungen
auf Pc's also via Hd-Recording vorproduziert und anschliessend auf Cdroms
gebrannt. Diese Aufgaben werden dort wohl auch von Blinden durchgefuehrt.
 
Bei Midi-Files sieht es aehnlich schlecht fuer Dos aus, nur hat es hier im
Gegensatz zur Wav-Bearbeitung vor einigen Jahren recht gute Programme gegeben.
Wenn man diese Programme noch bekommt, kann man sicher brauchbare Ergebnisse
damit erzielen. Ich habe zwei Midi-Sequenzer hier. Da ich keinen guten
Midi-Synthesiser habe - ein billiges Casio-Keyboard ist da eben doch nicht so
das Gelbe vom Ei - konnte ich sie nicht richtig ausprobieren. Ich habe sie
aber von einem Blinden bekommen, der selbst Midi-Files damit produziert. Das
eine Programm heisst qsq und kommt aus Frankreich. Das andere ist von der Firma
voyetra. Es handelt sich um einen 64-spurigen Midisequenzer. Beide Programme
setzen einen guten hardware-Midisynthesiser voraus. Den Synthesiser der
Sound-Karte kann man mit ihnen nicht benutzen. Und wenn wir scon bei
Soundkarten sind: Auch die erweiterten Moeglichkeiten z. B. einer Awe32 also
das Laden von neuen Sound-Fonts lassen sich nicht nutzen. Die mitgelieferten
Sequenzer wie Kakewalk oder das Wienna-Soundstudio sind ueberwiegend graphisch
und daher fuer Screenreader kaum zugaenglich. Wie es bei anderen Soundkarten
aussieht, weiss ich nicht. Gerade wenn man etwas hoehere Ansprueche hat, sollte
man doch zu etwas besserem greifen. Die Sb-16 und ihre Verwandten sind zwar
bei Spielen kompatibel, sie haben jedoch, was die da/ad-Wandler und den
midi-Synthesiser anbelangt, fuer professionelle Ansprueche eher schlechte
Messwerte. Eine wirklich gute Soundkarte ist z. B. die Pinnacle der Firma
Turtle Beach.
 
Hasan