[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

AW: JFW - jetzt bin ich auch dabei!



 
Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1"
Content-Transfer-Encoding: quoted-printable
 
Sehr geehrter Herr Lehr,
 
Sie sprechen auch mir aus der Seele !
 
Ich bin bei der Fa. Baum fuer die Entwicklung von Virgo verantwortlich.
Auch mir ist voellig klar, dass Vertiebsmitarbeiter (bestimmt auch von 
userer Fa.)
nur zu gerne schildern wie "einfach" und "problemlos" Windows fuer 
Blinde ist.
Weiter ist es technisch voellig unmoeglich einen Screenreader zu 
entwicklen, der
mit jedem Programm auf Anhieb laeuft.
 
Mit zunehmender graphischer Praesentation von Informationen wird es 
fuer blinde
Computerbenutzer immer schwieriger sich mit neuen Programmen 
"anzufreunden".
 
Deshalb ist es meiner Ansicht nach das wichtigste Kriterium wie sich ein 
ScreenReader
auf neue Programme (und Programmsituationen) einstellen und anpassen 
laesst.
Weiterhin ist es ein grosser Vorteil fuer unsere Kunden, dass wir 
hier in Deutschland entwickeln.
Ich bin sehr viel unterwegs um bei Kunden vor Ort Fehlerklaerungen und 
Programmaenderungen
vorzunehmen die nur in der jeweiligen Einsatzsituatiuon (Rechner, Netz, 
Emulationen, Datenbankserver)
moeglich sind.
Die Entwicklung ist nie zu Ende ! Es gibt immer wieder neue Versionen 
von Anwendungsprogrammen
mit denen es immer wieder neue Probleme geben kann.
 
Nicht Ihrer Meinung bin ich, wenn es um die "erzielbare" 
Arbeitsgeschwindigkeit und Produktivitaet im
Vergleich zu DOS-Anwendungen geht. Ich kenne durchaus viele 
Arbeitsplaetze die unter Windows produktiver geworden sind:
- Nicht mehr das staendige "raus und rein" in die Anwendungen.
- Nicht mehr der so laestige 640KB Speicherplatz mit allen seinen 
"Mangelerscheinungen".
- Keine unterschiedlichen Bootconfigurationen mehr.
- Bessere Verstaendlichkeit von Datenbankformularen und Eingabemasken.
- "Reintegrationsmoeglichkeit": Sie koennen wieder die gleichen 
Anwendungen wie Ihre Kollegen benutzen.
 
Fuer die angesprochene Anschaffung im privaten Bereich moechte Ich sie 
bitten doch einmal mit einem
unserer Vertiebsmitarbeiter zu sprechen. Wir haben dafuer sehr 
guenstige Angebote.
Die Updates koennen Sie sich bei uns kostenloss vom Web laden.
Fuer wieviele Jahre (2,3 oder 4) das moeglich sein wird, kann ich 
Ihnen heute zwar nicht garantieren
aber wir wollen und werden sie bestimmt nicht "ueber's Ohr hauen".
 
MfG
 
Thomas Friehoff
 
 
 
 
 
-----Urspruengliche Nachricht-----
Von:	Kurt Lehr [SMTP:dj1lt_bEi_t-online.de]
Gesendet am:	Sonntag, 25. Januar 1998 16:20
An:	fblinu_bEi_blinu.langnese-iglo.de
Betreff:	Re: JFW - jetzt bin ich auch dabei!
 
Hallo Martin, hallo Matthias und alle uebrigen Interessenten!
 
Wenn Matthias schreibt ...
 
> Waehrend ich Navigationsversuche vornehme, stellt sich in sehender
> Kollege hinter einen und faengt an zu jammern: "Dort, wo Du bist, ist 
> es
> absolut unwichtig - ja, wie kommt er denn an die andere Stelle - tip 
> tip
> tip - geht also nicht - dann gib mir doch mal Deine Maus - klick klick
> klick,
> mit der Maus geht es aber, also kannst Du mit der Software nicht
> umgehen". Ihr glaubt nicht, wie schnell sich das herumspricht. Und 
> wenn
> dann noch Wochen oder Monaten seitens des Hilfsmittelherstellers
> persoenlich Abhilfe geschaffen wird, die auch gut ist, ist alles zu
> spaet, denn offiziell hat man dann die Aufgabe nicht mehr. Okay, 
> privat
> ist man sein eigener Herr und setzt ein, was einem beliebt. Dennoch
> steht man erst einmal ganz allein vor dem Medium.
 
.. glaubt Ihr gar nicht, wie sehr er mir da aus der Seele spricht. 
Leider
scheint sich das Geschilderte zum Alltag zu entwickeln.
 
Genau aus diesem Grunde reagiere ich oft aeusserst sauer, wenn mal 
wieder
im Fernsehen eine Sendung gekommen ist, wo mittels eines Einzelbeispiels 
 
den Zuschauern sehr plastisch dargestellt wird, was wir Blinden doch
   a l l e s   mit den neuen Hilfsmitteln koennen. "Windows - ob nun 
3.xx
oder 95, nt oder was sonst auch immer - ist fuer Blinde ueberhaupt kein  
 
Problem mehr"!
Einen so entstandenen Eindruck halte ich persoenlich fuer sehr 
bdenklich,
wenn nicht gar gefaehrlich!!!
 
Leider geht das auch schon soweit, dass unsere Hilfsmittellieferanten
genau das unseren Arbeitgebern versuchen weis zu machen, um ins 
Geschaeft
zu kommen. Schlimm ist es nur dann, wenn aufgrund solcher irrwitzigen
Behauptungen das boese Erwachen unvermeidlich ist. Erst dann heisst es 
so
in einem Nebensatz: "Naja diese oder jene Anwendung ist ja auch sehr
komplex und geht wohl doch nicht so ohne weiteres"!
 
Ich hatte bisher Gelegenheit, verschiedene Produkte bei Freunden zu 
sehen.
Von JAWS hatte ich die bekannte Testversion fuer 60 Tage. Von SWB
ebenfalls. Neuere versionen scheiterten daran, dass sie sich auf meinem  
 
System aus unerklaerlichen Gruenden erst gar nicht installieren liessen  
 
(SWB).
 
Virgo und Blindows konnte ich jeweils an Wochenenden bei Freunden 
testen.
 
Bei Blindows benoetigte ich die kuerzeste Einarbeitungszeit. Virgo liegt 
 
dabei an zweiter Stelle, und bei den beiden anderen Programmen musste 
ich
mich erst mal mit den unterschiedlichsten Philosophien und 
Moeglichkeiten
der Anpassung vertraut machen. Das sagt ueber die Qualitaet bzw.
vielseitigkeit natuerlich noch gar nichts aus.
 
Eins ist mir bis heute - der Gegenbeweis waere erst noch zu erbringen -  
 
allerding voellig klar geworden: Bei keinem einzigen Produkt kann man
bisher davon ausgehen, das jedes Programm, was ich irgendwann mal gerne  
 
benutzen wuerde, denn auch auf Anhieb laeuft. Dieser Zustand wird, so
behaupte ich einfach mal, wohl auch nie erreicht werden, vor allem
deswegen schon nicht, weil die Hilfsmitteln letztlich nie zu Ende
entwickelt werden, da es schon laengst wieder etwas neues gibt.
 
Und noch ein anderer Faktor ist am Arbeitsplatz nicht zu unterschaeten:  
 
Selbst wenn die am Arbeitsplatz gebraeuclichen Anwendungen laufen, so
wird, um dasselbe, wie mit alten DOS-Programmen zu erreichen, hierfuer
mehr Zeit benoetigt. Genau das aber ist bekanntermassen gerade heute ein 
 
wichtiges Kriterium!
 
Fuer den privaten Bereich spielen leider immer noch die Kosten eine ganz 
 
erhebliche Rolle. Fuer etwas, mit dem man sich gerne beschaeftigt, ist 
man
naturgemaess bereit, einen hoeheren Betrag auszugeben. Aber da es mit an 
 
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur eine Anschaffung fuer 2, 3  
 
oder gar 4 Jahre sein wird, die zudem nie zu Ende entwickelt werden 
wird,
muss man sich das sehr gut ueberlegen.
 
mfg
 
Kurt
 
 
 
## CrossPoint v3.11 R ##