[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

EU-Projekt "UNI-Braille"



Hallo alle zusammen,
 
folgende Info ging mir Heute zu. Es handelt sich hierbeit um die
gekuerzte Fassung. Der komplette Bericht kann aus meiner Mail-Box
gezogen werden.
Tel.: 069/5975627 N,8,1 ANSI-BBS max Boud 28.800 24 Stunden online
Area "Allgemeine Boxinfo" (voreingestellt) File UNI-BRL#.EXE
 
Gruss Bernd
 
*** Wenn die Kluegeren nachgeben, regieren die Dummen die Welt! ***
 
           Zwischenbericht zum EU-Projekt Uni-Braille
                        Phase zwei beendet
 
Aus dem Umstand, dass in der EDV die 8-Punkt-Brailleschrift nicht
ausreicht alle moeglichen Schriftzeichen eindeutig darzustellen,
entstand die Idee, einen neuen, erweiterten Braille-Zeichensatz zu
definieren. Wie notwendig diese Initiative ist wurde deutlich, als
mit dem Erscheinen von Windows NT der UNI-Code eingefuehrt wurde.
UNI-Code enthaelt 65.536 eindeutig definierte Zeichen. Um alle
Zeichen des UNI-Code eindeutig darstellen zu koennen sind 16
Braille-Punkte notwendig.
 
Folgende Loesungsansaetze wurden verfolgt:
 
1. Zusammenfassen von je zwei Braille-Modulen (4 x 4 Punkte) zur
   Darstellung eines Zeichens. Die Testpersonen hatten hierbei grosse
   Muehe die Zeichen voneinander abzugrenzen. Erst als ein Abstand von
   1,5 mm Zwischenraum eingefuegt wurde, konnte die Abgrenzung von den
   Testpersonen problemlos gemeistert werden. Das schliesst jedoch eine
   Weiterverwendung der am Markt erhaeltlichen Braille-Zeilen und
   -drucker aus.
 
2. Braille-Zeichen in der Darstellung 8 x 2 Punkte.
   Fuer die Tests wurden "alte Doppelzeilen" mit einer neuen
   Ansteuerungssoftware ausgestattet. Die Testpersonen mussten mit dem
   End- und Mittelglied des Fingers gleichzeitig lesen, um ein Zeichen
   zu erfassen. Hierbei hat sich gezeigt, dass die unteren vier
   Punktreihen oft nicht korrekt wahrgenommen werden. Bilden die oberen
   8 Punkte ein bereits bekanntes Muster, werden die unteren 8 Punkte
   nicht beachtet, was zu erheblichen Fehlinterpretationen fuehrte. Erst
   als testweise ein komplett neuer Braille-Zeichensatz, bei dem kein
   Zeichen einem bereits bekannten entsprach, benutzt werden musste,
   wurden die Unteren acht Braille-Punkte eher beachtet. Trotzdem hat
   sich gezeigt, dass sechs Punkte uebereinander leichter zu
   interpretieren sind als acht, da diese von den meisten Testpersonen
   noch mit dem Endglied des Fingers erfasst werden konnten.
   Bei dieser Loesung waere eine Weiterverwendung von am Markt
   befindlichen Braille-Zeilen und -druckern moeglich.
 
3. Aus den gemachten Erfahrungen entstand am Ende von Phase zwei des
   Projektes die Idee ein Braille-Modul in der Ausdehnung 6 x 3 Punkte
   zu testen. Da fuer die Zeichendarstellung nur 16 von den vorhandenen
   18 Punkten benoetigt werden, entsteht hier sogar eine "Reserve" von
   zwei Braille-Punkten, die vier weitere Statusinformationen enthalten
   koennen. Ein Prototyp einer 60-moduligen Braille-Zeile mit 4
   Statusmodulen wurde in Auftrag gegeben. Die Entscheidung fuer 60
   Module wurde getroffen, weil eine solche Zeile von der Breite her
   einer 80er Zeile entspricht. Unter grafischen Benutzeroberflaechen
   ist die  Modulanzahl ohnehin zu vernachlaessigen, da die klassische
   Zeilenlaenge von 80 Zeichen in der Zeile aufgehoben ist. Viel
   wichtiger ist die Ergonomie fuer den Leser.
   Nachdem ein entsprechender Zeichensatz definiert worden war, wurden
   umfangreiche Tests durchgefuehrt. Die Ergebnisanalyse hat gezeigt,
   dass alle Testpersonen mit dieser Braille-Zeile am besten zurecht
   kamen. Die groessten Probleme ergaben sich beim erlernen des
   Zeichensatzes. Das Lesen selbst war nach einigen
   Anfangsschwierigkeiten ebenso fluessig wie mit herkoemmlichen
   Braille-Zeilen.
 
Als Abschluss von Phase zwei stellen wir fest:
 
Als sinnvollste Loesung fuer die Umsetzung von UNI-Code in Braille
erscheint z. Zt. die Darstellung in einem Braille-Zeichen mit der
Ausdehnung 6 Punkte untereinander und 3 Punkte nebeneinander.
Der fuer die Tests entwickelte Zeichensatz wird zur Norm
vorgeschlagen und unter dem Namen UNI-Braille als Warenzeichen
eingetragen. Die notwendigen Massnahmen hierfuer sind eingeleitet.
Der UNI-Braille Zeichensatz wird an alle Hilfsmittelhersteller
weitergegeben, damit diese ihre Produktion entsprechend umstellen
koennen.
 
Geplante Aktivitaeten fuer Phase drei:
 
1. Erstellung von Zeichentabellen fuer den Unterricht
2. Aufbau eines Fort- und Weiterbildungsprogramms fuer Lehrkraefte
3. Informationsversorgung der Hilfsmittelhersteller
4. Ergebnispraesentation auf der Rehab'98 in Frankfurt
5. Erstellung eines Abschlussberichtes
6. Aufloesung der EU-Projektgruppe
 
Gezeichnet
 
A. Pril (Projektleiter UNI-Braille bei der Blindenstiftung FFM)
Dr. S. C. Herz (Koordination EU-Partner)