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Re: Musiknoten fuer Blinde



Hallo Jens-Uwe, hallo alle!

On Tue, 9 Mar 1999, Jens-Uwe Voigt wrote:

> Ich habe frueher auch einmal angefangen, Punktschriftnoten zu lernen, es 
> aber nachher wieder bleiben lassen, da meine Lehrer, die mich in 
> Gitarre unterrichteten keine Punktschrift konnten. Da bot sich eher 
> die Moeglichkeit des Aufspielens auf Kassette an.

Das ist oft so, dass das Lernen nach Gehoer die einzige Moeglichkeit ist.
Und warum auch nicht, wenn's funktioniert? Wenn ich es richtig weiss, hat
auch Helmut Walcha, wohl der bekannteste blinde Organist aus neuerer Zeit,
keine Blindennoten gelernt, sondern sich alles stimmenweise vorspielen
lassen.

> Ich hab auch keine Ahnung, wie jetzt die Literaturversorgung fuer Gitarre
> aussieht. 

Ich leider auch nicht. Von Gitarre habe ich so gut wie keine Ahnung. Ich
pflege mich auf dem Klavier, der Orgel oder auch als Chorsaenger
auszutoben.

> Wie kommst Du denn mit dem Lernen von mehrstimmigen Stuecken rein
> technisch klar? Du kannst doch nicht - wie bei Sehenden - die Stimmen
> untereinander schreiben und gleichzeitig einsehen. Das muss doch eine
> ziemliche Erbsenzaehlerei sein, weil man jede Stimme einzeln lernen muss.

Stimmt, dazu braucht man schon recht gute Nerven, und die habe ich oft am
Feierabend auch nicht mehr. Man lernt beispielsweise acht Takte nur rechte
Hand (die Linke liest), dann dieselben acht Takte linke Hand, dann im
Falle der Orgel noch das Pedal. Und jetzt legt man die Noten weg und
versucht, die Parts aus dem Gedaechtnis zusammenzukriegen. Das kann schon
Schweiss und Traenen kosten, aber wie will man's anders machen? Beim
Singen kann man wenigstens noch mitlesen (spasseshalber habe ich das auch
schon mit der Trompete probiert und leidlich hinbekommen). 

> Schade finde ich im uebrigen auch, dass es nicht moeglich ist, Noten
> einzuscannen und dann abspielen zu lassen. 

Diese Moeglichkeit gibt es inzwischen, ich hatte aber noch keine
Gelegenheit, praktische Erfahrungen damit zu sammeln. Schau Dir - oder
schaut Euch - doch mal um bei:

http://www.whc.de/home.htm

Das Notenschreibprogramm capella ist ja inzwischen recht bekannt und hat
den Riesenvorteil, dass es erstaunlich wenig kostet. Die Firma hat
mittlerweile eine ganze Reihe von nuetzlichen Musikprogrammen entwickelt,
u.a. auch ein Scanprogramm. Natuerlich ist das alles gnadenlos
graphisch...

> Da klingt Deine Meldung mit dem Notenprogramm auf jeden Fall
> interessant. Halt uns mal auf dem Laufenden. 

Will ich gern tun, wenn wieder mal was laeuft. Ja, man koennte sich
pausenlos mit interessanten und nuetzlichen Dingen beschaeftigen, wenn da
nicht der Achtstundenjob waere, mit dem man schliesslich seine Broetchen
verdienen muss.

Viele Gruesse,
Eberhard