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Re: Noten auf der Braillezeile



Hallo Jens-Uwe und FBLINU!

On Wed, 10 Mar 1999, Jens-Uwe Voigt wrote:

> Aber wie lange funktioniert denn das schon, Punktschriftnoten auf der
> Braillezeile darzustellen, und welches Programm hast Du dafuer benutzt? 

Nun, das ist eben der Trick bei der Geschichte: Du brauchst ueberhaupt
keine speziellen Hilfsmittel. Die Zeichen sind genau dieselben, die wir
auch zum Schreiben von Text verwenden, also schreiben wir sie halt einfach
wie Text. Du kannst jeden beliebigen Editor benutzen. Wenn ich
beispielsweise die Taste d anschlage, so erscheint auf der Braillezeile
das Zeichen, das aus den Punkten 1,4,5 besteht. Wenn ich es mit Text zu
tun habe, interpretiere ich dieses Ding als den Buchstaben d, wenn ich mit
Noten arbeite, lese ich es als Achtel C.

Wie bei der Direkteingabe von Kurzschrift, ist es allerdings von Vorteil,
wenn man eine Punktschrifttastatur (oder notfalls eine simulierte, vgl.
unsere Diskussion ueber den Treiber K5) zur Verfuegung hat. Will ich etwa
die ganze Note H schreiben, so habe ich eine unmittelbare Vorstellung
davon, wie sie aussieht, d.h. aus welchen Punkten sie besteht, und welche
Tasten ich auf der Punktschriftschreibmaschine gleichzeitig anschlagen
muss, um diese Kombination zu erhalten (in diesem Fall alles ausser Punkt
1). Ist man auf die normale PC-Tastatur angewiesen, so muss man den
gedanklichen Umweg machen und sich erinnern, dass diese Punktkombination
im Eurobraille die Bedeutung der geschweiften Klammer zu hat, die man
wiederum auf der deutschen Tastatur mit Altgr-0 schreiben muss. Insofern,
Jens-Uwe, ist Deine Frage durchaus berechtigt.

Da gibt es noch ein Problemchen, das ich bei dieser Gelegenheit einmal
erwaehnen moechte: Die Oberschlaumeier, die seinerzeit das Eurobraille
strickten, haben da naemlich einen geradezu genialen Missgriff getan (und
nicht nur diesen, wie ich meine, aber das ist eine andere Geschichte). Sie
haben es naemlich fertig gebracht, ein Zeichen aus dem Sechspunktebereich
(Punkte 4,5,6, das lich-Zeichen in der Kurzschrift bzw. "kleine Oktav" in
den Noten) ausgerechnet auf ASCII 127 abzubilden. Das ist das
Delete-Zeichen (DEL), das man zwar auf der PC-Tastatur erzeugen kann
(Strg-Ruecktaste), das aber kaum ein Editor als regulaeres Textzeichen
akzeptiert. Wenn man Pech hat, wird es sogar in seiner urspruenglichen
Bedeutung als Steuerzeichen interpretiert und loescht dann irgendwas. Man
kann ersatzweise den Unterstrich verwenden, der dann halt auch noch den
Punkt 7 hat. Das passiert ja ohnehin bei den klassischen
Kurzschriftprogrammen wie HBS, wo die meisten Ausgabezeichen (z.B. 
Grossbuchstaben) den Punkt 7 mitschleppen. Beim Ausdrucken ist das
ziemlich egal, denn die Drucker haben praktisch alle einen
Sechspunktmodus, wo die unteren beiden Punkte einfach vergessen werden. 
Aber auf der Braillezeile liest sich Kurzschrift o.ae. mit diesem Punkt 7
ausgesprochen besch..., und die Braillezeile auf Sechspunktmodus
umzuschalten, ist nicht sehr zu empfehlen. So schrecklich schlau kommt es
mir jedenfalls nicht vor, Punkte zu erzeugen, die man, um den Kram
anstaendig lesen zu koennen, erst wieder muehsam wegtricksen muss. Ich
sollte vielleicht noch erwaehnen, dass ich eine aeltere Version von HBS
benutze; vielleicht ist man bei der neuen Version inzwischen auf
Kleinbuchstaben umgestiegen. Das Problem DEL bleibt natuerlich, solange
Eurobraille das Feld behauptet. Ein bisschen Nachdenken haette sich da
schon gelohnt.

Viele Gruesse,
Eberhard