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RE: Was soll die Diskutiererei!



Hallo, Jens-Uwe und andere!

Ich will mit meinen Anmerkungen natuerlich nicht zum wahllosen und
unstrukturierten Kaempfen gegen alles auffordern.  Ich werde bloss den
Eindruck nicht los, dass viele von Euch zu viel Angst davor haben,
Forderungen an oeffentliche und private Stellen zu richten, ohne dass sie von
Interessengruppen wie dem Blinden- und Sehbehindertenverein "genehmigt"
sind.  Wir koennen nur auf unsere Beduerfnisse und Interessen aufmerksam
machen, wenn wir auch oeffentlich vertreten, worum es uns geht und was wir
benoetigen, ohne Angst haben zu muessen, dass uns die Gelder, die wir im Moment
bekommen, gestrichen werden oder wir von der Oeffentlichkeit kritisiert
werden.

Ich habe vor ein paar Jahren in Hamburg gelebt und war aktiv in der
Interessengemeinschaft behinderter und nichtbehinderter Studierender an der
dortigen Uni.  Durch Kampagnen und Aktionstage haben wir nach einiger Zeit
erreicht, dass ein Arbeitsraum mit Hilfsmitteln fuer Behinderte in der
Staatsbibliothek eingerichtet wurde.  Dieser hat jetzt einen permanenten
Platz dort und wird von behinderten Studenten genutzt.  Ohne viel
Oeffentlichkeitsarbeit und Forderungen stellen haetten wir das glaube ich
nicht geschafft.

Letzendlich muss natuerlich jeder fuer sich entscheiden, wie er sich engagieren
will und wie wichtig ihm verbesserte Bedingungen sind.

Herzlich Gruesse von Anne

> -----Original Message-----
> From:	fr4a008_bEi_uni-hamburg.de [SMTP:fr4a008_bEi_uni-hamburg.de]
> Sent:	Wednesday, August 11, 1999 11:25 AM
> To:	fblinu_bEi_mvmpc100.ciw.uni-karlsruhe.de
> Subject:	Re: Was soll die Diskutiererei!
> 
> In article <B74CB70D1C33D311B0FD00805F9F914D0F705B_bEi_london.privatenet>, you
> wrote:
> >Hallo, Michael!
> >
> >Um gemeinsam fuer eine gemeinsame Sache zu kaempfen, muss man aber meiner
> >Meinung erstmal darueber diskutieren und die verschiedenen Ansichten in
> >Betracht ziehen.  Ausserdem, denke ich, ist es nicht besonders hilfreich,
> >wenn wir uns an denjenigen orientieren, die schlechter dran sind als wir
> >(oder eine Gruppe unter uns).  Damit tun wir niemandem etwas gutes.
> >Vorurteile abbauen und die Situation z.B. im Bereich Arbeitsfindung zu
> >verbessern erreichen wir nicht, wenn wir so vorsichtig sind, dass wir
> nicht
> >auffallen.  Das hilft auch dem Blindengeld nicht.  Ich habe das Gefuehl,
> dass
> >so viele von Euch den Eindruck haben: "Wenn ich fuer verbesserte
> Bedingungen
> >kaempfe, verliere ich womoeglich mein Blindengeld".
> 
> Hallo Anne,
> 
> das sehe ich genauso. Natuerlich ist es durchaus denkbar, dass wir trotz
> dieser Einstellung im Einzelfall Zugestaendnisse machen muessen. Wann das
> notwendig ist, haengt von der Position ab, die wir oder unsere Interessen-
> gruppen in Verhandlungen haben. Ich habe so etwas selbst mal in Hamburg
> erlebt. Dort gab es vor einiger Zeit Wirbel, weil die Stadt zwar nicht 
> das Blindengeld kuerzen, aber dafuer das Blindengeld auf im Einzelfall
> erhal-
> tenes Pflegegeld bei gleichzeitiger Pflegevbeduerftigkeit anrechnen wollte.
> Vielen von uns wurde geraten, gegen diese Aenderung keinen Widerspruch 
> einzulegen. Ein Widerspruch wurde nur in Ausnahmefaellen empfohlen.
> Begruendung: Offensichtlich gefuehrte Verhandlungen des oertlichen Blinden-
> und Sehbehindertenvereins, die offenbar erreicht haben, dass das
> Blindengeld
> nicht gekuerzt worden ist. Grundsaetzlich war uns freigestellt worden, trotz
> den anderslautenden Empfehlung doch Widerspruch einzulegen. Diese Verfah-
> rensweise halte ich in diesem konkreten Einzelfall fuer richtig, weil der
> Verhandlungsstand dies zuliess. Ob das so ist, ist aber in der Regel alles
> andere als eindeutig. Daher wuerde ich diese Verfahrensweise nie empfehlen,
> ohne die konkrete Situation genau zu kennen. Ich hatte damals selbst mit
> dem Gedanken gespielt, Widerspruch einzulegen, habe nach einigen
> Telefonaten
> aber bewusst verzichtet.
> 
> Gruss
> 
> Jens-Uwe